35. Von dem reichen Mann und dem armen Lazarus.
Was die Erde schuldig bleibt,
darüber wird Rechnung im Himmel gehalten. Es war ein reicher Mann; der
kleidete sich mit Purpur und köstlicher Leinwand und lebte alle Tage
herrlich und in Freuden. Es war aber ein Armer, mit Namen Lazarus, der
lag vor seiner Türe voller Schwären und begehrte sich zu sättigen von
den Brosamen, die von des Reichen Tische fielen. Es begab sich aber, daß
der Arme starb und ward getragen von den Engeln in Abrahams Schoß, das
heißt, an den Ort, wo die Frommen nach ihrem Tode glücklich und für ihre
Leiden getröstet werden. Der Reiche aber starb auch und ward begraben.
Als er nun in der Hölle und in der Qual war, hob er seine Augen auf und
sah Abraham von ferne und Lazarum in seinem Schoß. Da rief er und
sprach: »Vater Abraham, erbarme dich meiner und sende Lazarum, daß er
das Äußerste seines Fingers ins Wasser tauche und kühle meine Zunge;
denn ich leide Pein in dieser Flamme.« Abraham aber sprach: »Gedenke,
Sohn, daß du dein Gutes empfangen hast in deinem Leben, und Lazarus
dagegen hat Böses empfangen; nun aber wird er getröstet, und du wirst
gepeiniget. Und über das alles ist zwischen uns und euch eine große
Kluft befestiget. Wir und ihr können nicht zusammenkommen.« Da sprach
er: »So bitte ich dich, Vater, daß du den Lazarus sendest in meines
Vaters Haus; denn ich habe noch fünf Brüder, daß er ihnen bezeuge, auf
daß sie nicht auch kommen an diesen Ort der Qual.« Abraham sprach zu
ihm: »Sie haben Moses und die Propheten. Laß sie dieselbigen hören!« Er
aber sprach: »Nein, Vater Abraham; sondern, wenn einer von den Toten zu
ihnen ginge, so würden sie Buße tun.« Abraham erwiderte ihm: »Hören sie
Moses und die Propheten nicht, so werden sie auch nicht glauben, wenn
jemand von den Toten auferstünde.« Mache dich auf der Erde würdig für
das heilige und selige Reich Gottes, das im Himmel ist. Werde reich in
Gott!
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