7. Lots Gefahr und Errettung.
Lot
hatte nicht glücklich gewählt. Oft wählt der kurzsichtige Mensch sein
Unglück, wenn er auch noch so klug und vorsichtig zu handeln glaubt.
Aber wenn er nur redlich dabei zu Werk gegangen ist, so weiß Gott schon
wieder Mittel und Wege zur Rettung der Seinigen.
Lot wohnte unter gottlosen Menschen; das war schon ein großes Unglück.
Es waren auch viele kleine Regenten in jenen Gegenden. Unter ihnen
entstand ein Krieg. Vier kämpften gegen fünf. Der Krieg zog sich in das
Tal Sittim und bis nach Sodom. Die vier siegten gegen die fünfe. Lot mit
allen seinen Knechten und Mägden und mit seinen schönen Herden wurde
gefangengenommen
und weggeführt, dazu auch die Leute und alle Habe zu Sodom und Gomorra.
Ein Entflohener meldete dem Abraham, Lot, sein Gefreundter, sei mit den
übrigen Einwohnern gefangen und weggeführt worden von dem Feind. Da
brach Abraham schleunig auf mit allen seinen Leuten,
dreihundertundachtzehn an der Zahl. Auch begleiteten ihn seine
Bundesgenossen, die Männer Aner, Eskol und Mamre mit ihren Leuten. Sie
holten den Zug der Gefangenen ein, griffen den Feind in der Nacht von
verschiedenen Seiten unversehens an und retteten den Lot und alles
wieder, was die Feinde genommen hatten. Der frohe Heimzug ging an der
Stadt Salem vorbei.
Damals lebte in Salem ein ehrwürdiger Mann mit Namen Melchisedek. Der
war zugleich König und Priester Gottes des Allerhöchsten in dieser
Stadt. Melchisedek kam heraus, dem Abraham entgegen, und bewillkommte
ihn. »Gesegnet seist du, Abraham, Gott dem Allerhöchsten, der Himmel und
Erde beherrscht; und gelobet sei Gott, der deine Feinde in deine Hände
gegeben hat!« Auch bewirtete er den Abraham und alle seine Leute mit
Speise und Trank· Das nahm Abraham fiir eine große Ehre auf. Es war für
ihn ein rechter Ehren- und Freudentag. Dagegen legte er auch den zehnten
Teil von aller seiner Beute an dem Altar Gottes des Höchsten nieder,
welchem Melchisedek ein Priester war, - anzuzeigen, daß er die Errettung
seines Gefreundten nicht seiner Klugheit und Mannhaftigkeit, sondern
seinem Gott verdanke.
Zu gleicher Zeit kam auch der König von Sodom zu ihm. Mit lauter Königen
hatte an diesem Tage der fromme Hirte Abraham zu tun. Es sprach zu ihm
der König von Sodom: »Gib mir die armen Leute wieder, die du aus der
Gewalt der Feinde befreiet hast. Die Güter magst du für dich behalten.«
Denn er glaubte nicht, daß ihm Abraham etwas wiedergeben wollte. Abraham
aber sprach zu ihm: »Davor bewahre mich der höchste Gott, zu dem ich
meine Hände aufhebe, daß ich von allem, was dein ist, einen Faden
behalten sollte, ausgenommen, was die Leute verzehrt haben, und was
meine Bundesgenossen anzusprechen haben.« Mit diesen Worten gab Abraham
dem ausgeplünderten König von Sodom alles wieder zurück, was ihm die
Feinde genommen hatten.
So schön geht die Dankbarkeit gegen Gott und die Barmherzigkeit gegen
unglückliche Menschen zu gleicher Zeit aus einem demütigen Herzen
hervor, und es mag eines ohne das andere nicht wohl bestehen.
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