46. Elias der Prophet.
Ahab und Isebel verfolgten alle Verehrer des Gottes Abrahams, welche im
Lande der zehn Stämme waren, und alle Propheten, welche in seinem Namen
redeten, verfolgten sie auf den Tod. Wiewohl einer von seinen eigenen
Hof beamten, Obadiah, fürchtete Gott in der Stille und flüchtete hundert
Propheten, welche er in Berghöhlen verbarg. Aber den Propheten Elias
rettete Gott.
Elias war unter anderm ein wetterkundiger Mann. Die Wetterkunde hatte er
von Gott. Er kam zu dem König und sprach: »So wahr der Herr lebt, der
Gott Israels, vor dem ich stehe, es wird in diesen Jahren kein Tau und
kein Regen fallen, bis ich es wieder sage.« Was er sagte, das geschah.
Der Wassermangel, die Teurung und zuletzt die Hungersnot wurde immer
größer. Anfänglich verbarg Gott den Propheten an dem Bach Krith, der in
den Jordan fließt; dort hatte er ein stilles und heimliches Leben. Die
Raben nährten ihn, die an den Bach kamen. Das Wasser des Bachs löschte
seinen Durst. Als aber nach und nach das Wasser auch vertrocknete und
die Raben nimmer kamen, führte ihn Gott gegen die Stadt Sarepta. An dem
Tor dieser Stadt las eine arme Witwe etwas Holz auf. Der Prophet sprach
sie an, daß sie ihm ein wenig Wasser zum Trinken holen wollte. Indem sie
hinging, rief er ihr nach: »Bringe mir auch einen Bissen Brot mit.« Die
arme Frau erwiderte ihm: »So wahr der Herr, dein Gott, lebt, ich habe
nur noch eine Handvoll Mehl im Kad und ein wenig Öl im Krug und habe da
ein paar Hölzlein aufgelesen, daß ich mir und meinem Sohne noch ein
Essen davon bereite, ehe wir sterben.« Sie wußte nicht, wie sie ihr und
ihres Kindes Leben fristen wollte, und Gottes Hilfe war ihr schon so
nahe. Der Prophet sprach sie an, ihm ein wenig Gebackenes zu bereiten.
Sie könne hernach für sich und ihren Sohn auch backen. »Fürchte dich
nicht,« sagte er; »denn so spricht der Herr, der Gott Israels: das Mehl
soll nicht verzehrt werden, und dem Ölkrüglein soll nichts mangeln.«
Die liebe Armut hat oft ein größeres Vertrauen zu Gott und zu
unbekannten Menschen als der Reichtum, der nur die Sorgen und die Furcht
vor der Zukunft mehrt und so leicht die Herzen abkühlt. Die arme Frau
teilte gutherzig ihr Letztes mit dem Propheten und beherbergte ihn in
ihrer Wohnung, bis die herbe Zeit vorüber war, und hatte es nicht zu
bereuen. Solange Elias bei ihr war, hatte sie keinen Mangel mehr. Das
Mehl verzehrte sich nicht, und das Öl im Krüglein versiegte nicht. Es
ist wohl zu glauben, daß es gute Menschen aus der Nachbarschaft waren,
welche der armen Frau täglich so viel zum Unterhalt des Propheten
zutrugen, daß sie und ihr Kind auch davon zu leben hatten. Wiewohl Gott
kann auch wunderbar die Seinigen retten und segnen und die Gutmütigkeit
einer vertrauenden Seele belohnen. »Weg hat er alle Wege. An Mitteln
fehlt’s ihm nicht.«
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