44. Der König Salomon.
Was der junge Salomon für ein Gemüt
auf den Thron brachte, das spiegelte sich in einem Traum, den er träumte
im Anfang seiner Regierung. Gott sprach zu ihm: »Bitte, was ich dir
geben soll!« Salomon sprach: »Ich bin noch jung und ohne Erfahrung: so
wollest du mir geben ein gehorsames Herz, daß ich dein Volk regieren
möge und verstehen, was gut und böse sei.«
Solch ein Gebetlein gefällt guten Kindern, welche es lesen. Sie wollen
auch beten: Ich bin noch jung, gib mir ein gehorsames Herz, daß ich
verstehen möge, was gut und böse ist. Gott sprach: »Weil du um solches
bittest und nicht um langes Leben noch um Reichtum noch um Sieg über
deine Feinde, siehe, so tue ich nach deinen Worten und gebe dir ein
weises und verständiges Herz. Dazu, was du nicht gebeten hast, gebe ich
dir auch: Reichtum und Ehre und langes Leben, so du in meinen Wegen
wandelst und meine Gebote hältst.«
Das alles ist dem Könige reichlich wahr geworden. Salomon war der
weiseste und berühmteste König seiner Zeit und hatte Frieden und
Freundschaft mit allen Königen umher, dass Israel sicher wohnte unter
seinen Weinstöcken und unter seinen Feigenbäumen, solange er lebte. So
war auch Salomon der reichste König seiner Zeit. Unermesslich waren
seine Reichtümer von Gold und Silber und Kostbarkeiten, welche ihm sein
Vater hinterlassen hatte und seine Untertanen leisteten und seine
Freunde, die Könige, schenkten.
Salomon tat die alte Stiftshütte ab und baute Gott einen prachtvollen
Tempel. Dieser hatte, wie die Hütte, drei Abteilungen, den Vorhof, das
Heilige und das Allerheiligste, worin die Lade des Bundes war, und
Salomon weihte ihn ein mit einem schönen und heiligen Gebet.
Auch baute er einen prächtigen Königspalast. Da duftete alles im Tempel
und Palast von kostbarem Zedernholz. Da funkelte alles von Gold und
Silber und köstlichem Gestein. Goldene Schilde trug seine Leibwache. Kam
nicht die Königin von Arabia eines weiten Weges mit großen Geschenken,
daß sie seine Herrlichkeit schaute und aus seinem Munde seine Weisheit
hörte? Also reich und herrlich war Salomon und war auch ein naher
Abkömmling der Moabitin, die in den Feldern von Bethlehem einst Ähren
auflas.
Als Salomon den Tempel gebaut hatte, hatte er wieder einen Traum, der
aber gleicht, wie in einem Gemüt gestaltet, welches sich selber nimmer
trauen darf und schon nahe an seinem Fall ist. — Gott erschien ihm zum
andernmal, wie er ihm erschienen war zum erstenmal. Er sprach: »So du
vor mir wandelst, wie dein Vater David gewandelt hat, mit
rechtschaffenem Herzen und aufrichtig, daß du tust alles, was ich dir
geboten habe, und meine Gebote und Rechte hältst, so will ich bestätigen
den Stuhl deines Königreichs über Israel ewiglich, wie ich deinem Vater
David geredet habe und gesagt: Es soll dir nicht gebrechen an einem Mann
auf dem Thron Von Israel. Werdet ihr euch aber von mir abwenden, ihr und
eure Kinder, und nicht halten meine Gebote und Rechte, die ich euch
vorgelegt habe, und hingehen und andern Göttern dienen und sie anbeten,
so werde ich sie ausrotten aus dem Lande, das ich ihnen gegeben habe,
und das Haus, das ich geheiligt habe meinem Namen, will ich verlassen
von meinem Angesicht, und Israel wird ein Sprichwort sein unter allen
Völkern, und das Haus wird eingerissen, daß alle, die Vorübergehen,
werden sich entsetzen und sagen: Warum hat der Herr diesem Lande und
diesem Hause also getan?«
Auch das wird wahr werden.
Den Salomon, so weise er war, verführte sein Glück zur Sicherheit und
die Sicherheit zur Sünde. Die Sicherheit im Glück führt immer zur Sünde.
Salomon hatte viele heidnische Weiber genommen, die ihm wohlgefielen.
Dies war schon eine Übertretung des Gesetzes. Als er nun alt war,
neigten seine Weiber sein Herz zu den fremden Göttern, daß es nicht mehr
ganz war mit dem Herrn seinem Gott. O wehe, wehe dem geteilten Herzen,
wenn es mit dem Herrn seinem Gott nicht mehr ganz ist! Gott und die
Neigung zur Sünde können nicht lange in einem Herzen beisammen wohnen.
Salomon verließ bald den Herrn, seinen Gott und seines Vaters Davids
Gott, und baute Altäre den Götzen und Greueln der Heiden und betete sie
an.
Also gab der König das erste Beispiel selber zum Bruch des Gesetzes und
Bandes, welchen Gott mit Israel gemacht hatte.
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