zurück Hebel und die 'Societas Latina Marchio Badensis'
   

 

„Fast hätte ich diesen Brief lateinisch angefangen, so sehr geht mir diese Sprache im Kopf herum.“
Hebel in einem Brief an Gustave Fecht  vom 20. May 1807.

1764 berief Markgraf Karl Friedrich den aus Pirna in Sachsen stammenden Privatdozenten Gottlob August Tittel an das Gymnasium Illustre in Karlsruhe. Tittel hatte in Jena promoviert und war Mitglied der dortigen renommierten ‚Societas Latina Ienensis’, die seit 1734 ein ‚Collegium practicum’ im Sinne einer ‚Lateinischen Übungsgesellschaft’ entwickelt hatte. Deren erster Paragraph der Satzung – der ‚Leges’ - bestimmte, dass aus der Pflege der eleganten, an den besten Schriftstellern ausgerichteten lateinischen Beredsamkeit größtmöglicher Nutzen auf alle Teile des kulturellen Wissens ausgehen solle.

 Am 18. Februar 1767 gründete Gottlob Tittel zusammen mit badischen und auswärtigen Gelehrten die Karlsruher ‚Lateinische Gesellschaft der Markgrafschaft Baden’ - die 'Societas Latina Marchio Badensis' - deren Satzung und Gepflogenheiten sich eng an der Jenaer Gesellschaft orientierten. Die Gesellschaft umfasste in der Zeit ihres Bestehens bis ins Jahr 1804 insgesamt 272 Karlsruher Schüler als ordentliche Mitglieder. Die Reden der Schüler wurden von ihnen selbst in insgesamt 4 Quartbände eingetragen, die heute bei der Badischen Landesbibliothek in Karlsruhe aufbewahrt werden. Die 161 Texte im Umfang zwischen 3 und 25 Seiten der Jahre 1772 bis 1804 ergeben einen Textcorpus von 2422 Seiten. Es ist zu vermuten, dass nicht alle Reden in die Bände eingetragen wurden und die Zahl der vortragenden Schüler hielt sich wohl in Grenzen – dafür tauchen einzelne Namen bis zu 8 Mal auf - darunter auch F. W. Hitzig und G. W. Sonntag.

Im Frühjahr 1776 trat J. P. Hebel in die ‚Societas Latina’ ein und hielt dort am 6. Juli seine erste Rede, der im Oktober 1776, im Juli 1777 und vermutlich im Spätjahr 1777 drei weitere folgen sollten.

Es waren insbesondere seine Auftritte als Redner vor der Lateinischen Gesellschaft, für die Hebel einen vom Erbprinzen Karl Ludwig von Baden gestifteten Geldpreis von 25 Gulden erhielt.

 Gottlob Tittel war interessanterweise auch der Prüfungsvorsitzende, unter dem Hebel nach seiner Rückkehr aus Erlangen am 5. September 1780 sein für Baden gültiges theologisches Staatsexamen ablegte. Tittel notierte, vielleicht auch in Erinnerung an seine Reden vor der Societas, er „habe seine Thesis mit merklicher Fertigkeit verteidigt und die schon so oft von ihm bekannten Gaben bewiesen“