zurück Evangelium am 3ten Advents-Sonntag  1792
     

Ev. am 3ten AdventsSontag.
Matth. 11. 2. - 10.

Über V. 3 und 4. und 5.
Der Jünger Johanis: Bist du der da kommen soll, oder sollen wir eines andern Warten?
Jesus: (Nicht Nein, nicht Ja.) Gehet hin, sagte dem Johannes, was ihr sehet und höret -
Jesus antwortet also mit That, nicht mit Wort. Ein Beweis seines guten Gewissens, des Gefühls seiner Würde, der Wahrheit seiner Sendung.
Fragt einen Haushalter: bist du treu und ehrlich? Jeder, auch der treuloseste wird sagen: Ja. Aber der wirklich treu u. ehrlich ist, wird sagen: Hier sind meine Rechnungen, da meine Kasse, dort meine Geschäfte. Gehet hin u. sehet.
So soll ieder Christ wandeln, daß er, wie sein HErr sich auf seine Thaten beruffen kan.
Ihnen statt deutlicher Antwort, Data gibt, sie in den Fall sezt, selber denken zu müssen, aber auch in den Stand, sich die Frage selber zu lösen. Er verschaff ihnen dadurch den Vortheil zu wissen, nicht nur, daß, sondern auch warum sie ihn für den Messias halten müssen.
So befridiget Gott selber, auch iezt noch, die wichtigsten unserer Forschungen u. Fragen. Nirgends durch Ja u. Nein - Überal durch Kraft u. That.

Thema: Vorzüge der göttlichen Belehrungen durch Natur u. Erfahrung.
1, sie lehren uns nicht blos glauben, sondern auch denken.
2, sie sagen uns nicht nur, was da sey, sondern auch warum es so sey.

Über die nemlichen Verse.
Wahrheiten, von denen er sich in heitern Stunden vielleicht aus bessern Gründen überzeugt hatte, als die Gründe Johannis für die Mess. Würde iemals seyn konnten - Er hatte sich der bevorstehenden glüklichen Veränderung, die sein Freund und Schüler Jesus stiften würde, schon im Geiste gefreuet, fühlte sich als dessen Vorbotten, arbeitete, wirkte mit, und da saß er nun, wer weiß wie lange schon im dumpfen Kerker, warscheinlich oft genug, wenn auch nicht immer, allein, umgeben von Dunkelheit u. Stille, unthätig; seine Säfte schleichen, durch keine Bewegung noch frische Luft gestärkt. Er kan sich seine Lage nicht erklären, - nicht erklären, warum Jes. für ihn u. für die Nation so unthätig ist, sieht ihn seinem Ziele um keinen Schritt näher kommen, u. hört doch immer Thaten von ihm erzählen, die einen ausserordentlichen, zu grossen Absichten bestirnten Mann ankünden. Unter diesen Umständen schwankt er zwischen Glaube u. Zweifel, dürstet nach Gewißheit, u. wendet sich - am liebsten an Jesum selbst: Bist du der da kommen soll?
 Hier half nicht Ja noch Nein. Die beste Antwort war: Gehet hin und saget  pp u. selig ist der sich nicht an mir ärgert.
Dieser Beisatz Jesu scheint fast diese Erklärung zu bestättigen. Jesus scheint selbst, die Veranlassung der Gesandtschaft vermuthet zu haben.

Über v. 7 - 10.

Wenn ie in einer Rede Jesu ein Anstrich von Ironie darf angenommen werden, so scheint es, daß sie hier anzunehmen sey.
Fand iemand in dem Johannes keinen grossen Mann, keinen Profeten, so lag die Schuld an dem, ders nicht fand, an der Absicht die ihn hinaus in die Wüste trieb, an vorgefassten Meinungen  p - nicht an dem Johannes.
Wer mag läugnen, daß wohl mancher, der hinausgieng den Johannes zu hören, der Menge nachlief, ohne zu wissen warum, mit der Menge stehen blieb, anfänglich den Joh. angafte, ohne zu wissen, was er sah, mit der Menge aushielt u., indessen daß Johannes lehrete, vor langer Weile, dem Schilf des Jordans zusah, mit dem der Wind spielte.
v. 7. "Jhr habt nichts Großes an Joh. gefunden, (sagt Jesus;) wie klug ihr doch seid. Das Rohr, das der Wind bewegte, schien euch wohl grössere Aufmerksamkeit zu verdienen, als daß ihr auf ihn hättet horchen mögen. Kein Wunder!"
Eben so mag mancher der den Mann im härenen Kleid erblikte, sogleich eine widrige Meinung gefasst haben. Was soll mir der Sonderling sagen können, dachte er, und. gieng seinen Weg.
v. 8, wie klug! (sagt Jesus) war es euch um den Anzug des Mannes zu thun? Wolltet ihr einen fein geschmükten Welt man sehen? Wahrhaftig so hättet ihr nicht sollen in die Wüste gehen. Da müset ihr freilich ein andermal nach Hof gehen, - aber auch dort keine Wahrheit erwarten.
v. 9. Wer mit unbefangenem Geist, mit richtigem Begrif, was zu einem Profeten gehöre, hinaus gieng,
 einen Profeten zu sehen, der fand auch einen Profeten, und mehr den einen Profeten.