zurück Evangelium am 18. Sonntag nach Trinitatis 1792
     

Evang. am 18ten n. Tr.
 Matth 22, 34 - 46.

 

Jesus wurde erst von Pharisäern v. 15-22, dann von den Sadducäern v. 23-33. dann wider von den Pharisäern v. 34-40. durch verfängliche Fragen auf die Probe gesezt und angefochten - Vermutlich waren die Meinungen über das gröste Gebott getheilt, und es schien, daß Jesus, welchem Gebott er auch den Vorzug gäbe, es mit einer oder mehrern Parthien verderben müste.

So schüzt demnach auch den Rechtschaffensten und Ehrlichsten seine Rechtschaffenheit und Ehrlichkeit nicht vor heimtükischen und gefährlichen Nachstellungen. Aber dis ist sein Entscheidender Vorzug, er siegt in den Nachstellungen durch seine Rechtschaffenheit und Ehrlichkeit. Jesus erwidert auf die verdächtige Frage: Du sollt lieben Gott pp und seine Feinde schämten sich und verstumten. Jeder Pharisäer hätte auf die Frage welches ist das gröste Gebott? nothgedrungen von denienigen Gebotten schweigen müssen, gegen welche er sich vor den Augen des Volks schon grober Vergehungen schuldig gemacht hatte. Aus Klugheit würde er dasienige für das wichtigste ausgegeben haben, welches er noch am meisten gehalten zu haben sich einbilden konte. Nur Jesus, der seinem Vatter gehorsam war bis zum Tode, und der das Leben wagte für seine Freunde, nur er konte alle, alle Gebotte in eins zusamen fassen, und seine hämischen Nachsteller mit der Erklärung schlagen: Du sollt lieb haben Gott deinen Herrn von ganzem Herzen von ganzer Seele w. ganzem Gemüthe, dis ist das vornemste u. gröste G. - das andre ist dem gleich: du sollst deinen Nächsten lieben als dich selbst

Saz: Der Rechtschafene gegen dem Bösewicht in bedenklichen Umständen. I, beide können in bedenkliche Umstände gerathen. II, aber nur der Rechtschafene kan sich mit Ruhe u. Würde daraus befreien.