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AN IGNAZ HEINRICH FREIHERR VON WESSENBERG

   

[1820]        

Ich hoffe zwar, Verehrtester, Sie in wenigen Tagen wieder bei dem Landtag persönlich zu sehen, und was ich Ihnen noch vorher über das Schicksal des H. Pfarrer Siegner schriftlich mittheilen kann, ist leider nicht das erfreuliche. Doch würde ich mir eine Unterlassung zum Vorwurf machen müssen da Sie für denselben sich so wohlwollend zu interessiren scheinen, wenn ich Sie nicht über den Ausgang seiner Sache in Kenntnis sezte. Die Thurgauer Regierung hat sich nemlich für unvermögend erachtet hinsichtlich der neuesten Beschwerden gegen ihn ein geltendes Zeugniß zu sich zu geben, da er eine bereits eingeleitete Untersuchung durch freiwillige Niederlegung seines Amtes selbst niedergeschlagen habe. Es war schwer unter diesem Unterstand seine Wünsche durchzusetzen, und zu meinem großen Bedauern ist es nicht gelungen. Aufrichtig beklage ich den Mann, der wahrscheinlich nur eine Unklugheit zu büßen hat, während seinem Geist und Charakter die ehrenvollsten Präsumtionen zur Seite stehen.

Ein Weiteres mündlich, wenn ich die Ehre haben werde, Ihnen persönlich die große Verehrung auszusprechen, mit welcher ich Jederzeit bin dero ergebenster Diener und Freund

Hebel