Wohlgebohrener Herr
Ihr Schreiben vom Isten Merz habe ich den 10ten desselben
erhalten, und weiß die
Ehre sehr zu erkennen, die Sie mir durch die
Aufmerksamkeit auf die allemannischen Gedichte und durch die Einladung zu
Beyträgen für den Wiener Musenalmanach erweisen. Wenn ich nicht Ursache
gefunden hätte, schon zwei frühere Einladungen zu ähnlichen Sammlungen,
für deren eine ein Freund von mir sich besonders interessiert, für iezt
noch abzulehnen, und wenn nicht die nemliche Ursachen noch vorwalteten, so
würde ich mit dem größten Vergnügen mich beeifern, Ihrem Verlangen und
Ihrer Erwartung zu entsprechen. Viele Geschäfte und unangenehme
Stimmungen, die mit der Art derselben verbunden sind, rathen mir, bis es
anders wird, stumm zuseyn für den Gesang. Ich bin kein geübter und
fruchtbarer Dichter, der kann, wenn er will. Die Muse wohnt nicht bey mir,
sie besucht mich nur, und ich besorge, an ein par Gedichten, die ich schon
in die Iris gegeben habe, bereits meinen Beytrag zu den Beweisen gelifert
zu haben, daß kein Segen dabei ist, wenn mans in böser Stunde erzwingen
will.
Ich bitte Sie, diese Erklärung nicht ungünstig anzusehen und die
Versicherung meiner vollkommensten Hochachtung anzunehmen, mit welcher ich
die Ehre habe, zu verharren
Euer Wohlgebohren gehorsamster Dr. J. P. Hebel
Carlsruhe d. 22ten Merz 1804