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AN SOPHIE HAUFE

   

[20. Oktober 1805]     

Ich bitte Sie meine liebe Frau Sophie, und wenn also der Reichspostmeister diesen Brief zuerst in die Hände bekommen, und lesen wollte, so beliebe derselbe ihn an Behörde abzugeben, und sich von dem Minister instruiren und beauftragen zu lassen, mitfolgende Depeschen an Ort und Stelle wohlwollend zu beliefern. —

Meinen Mücken, mit denen ich den ganzen Sommer im Durchschnitt so verträglich gelebt habe, (Unartige gibt es in ieder zahlreichen Gesellschaft) wären es herzlich lieb, wenn ich in Straßburg wäre. Denn sie merken, daß ich sie blos deswegen todschlage, weil ich nicht fortgehe. Mir aber wäre es noch viel lieber, weil ich alsdann nicht nur von den Mücken um den Kopf, sondern auch von. den Mucken im Kopf auf ein par schöne Tage Ruhe hätte. Da sitzen muß ich, mein lieber Minister, und nur mit meinen Gedanken um euch herumschweben und das soll denn auch, halb frölich, halb nicht so, alle Tage geschehen. Leben Sie wohl. Ich muß heut noch entsetzlich viel Briefe schreiben, mitunter auch entsetzliche. Dieser geht noch an. Denn es ist einer von den ersten, wie billig. Soeben geschieht mir die Zumuthung das Schillerische Reuterlied, das auf den Höhen von Wetterspach abwechselnd mit dem Hochzeitlied des neuen Jerusalems so schön und lieb ertönte, zum Behuf der Musketire umzuarbeiten. Ist so etwas permittirt?

 H.