zurück zur Briefübersicht

 

   

AN KARL LUDWIG SONNTAG

   

Ich wollte auf Ihr werthes Schreiben, theuerster Herr Pfarrer, nicht eher antworten und auch sonst keine Schritte thun, als bis ich mit Herrn Obristlieutenant Tulla über den Verhalt der Sache, von welcher Sie mir schrieben, umständlicher gesprochen und mich selbst bei ihm Raths erholt hätte. Erst heute konnte ich dazu kommen, da er oft und auf lange Zeit abwesend ist. So hart der guten Gemeinde Hausen die Heimweisung ihres Brückenbaus werden muß, so schwer ist es, sie in den allgemeinen Verband zurückzubringen, da ihre Ausschließung Folge eines allgemein aufgestellten Grundsatzes ist, der sie mit so mancher ändern gemeinschaftlich trift. Das einzige, was sie vor andern, die das gleiche Schicksal getroffen hat, für sich kann geltend machen, ist der Umstand, den sie auch schon zur Sprache gebracht hat, daß die Brücke ebenso für das herrschaftl[iche] Eisenwerk, wie für die Ortsbewohner ein Bedürfniß ist. Es kann mit Recht daraus gefolgert werden, daß die Herrschaft als Besitzerin ienes Werks ihren Antheil an den Bau- und Unterhaltungskosten der Brücke nach Maßgabe des Gebrauchs derselben und der Abnutzung, welche dadurch verursacht wird, zu leisten verpflichtet sey, und ich kann Ihnen wenigstens einsweilen soviel Beruhigung geben, daß nach Tulla's Versicherung dieser Gegenstand bereits bei dem Creisdirektorium in Berathung steht und dessen gutachtlicher Bericht darüber dahier erwartet wird. Doch dis ist Ihnen ohne Zweifel nicht unbekannt. Ich glaube nun fast, daß von Seiten der Gemeinde sollte zugewartet werden, bis eine Resolution erfolgt, wenn sie nicht ihre bereits geschehenen Vorstellungen bei dem C[reis]direkt[orium] mit neuen Gründen zu unterstützen weiß. Ich werde mich für die Sache interessiren, so viel es meine Verhältnisse gestatten. Ohne Zweifel werden auch andere Gemeinden in andern Gegenden ähnliche Vorstellungen schon gemacht haben. Möchten sie so zahlreich und triftig seyn, daß eine Modifikation des Grundsatzes, unter welchem alle leiden, die wohlthätige Folge würde. Ob eine andere Rücksicht als die obgenannte auf diese einzelne Gemeinde werde zu bewirken seyn, muß ich der Zukunft leider für iezt noch mit geringer Hoffnung anheimstellen.

Ich bin mit aufrichtiger Hochachtung und Liebe       Ihr ergebenster       Hebel

D. 7. Jul[i] 1820.