zurück zur Briefübersicht

 

   

AN KARL FRIEDRICH LUDWIG SONNTAG

   

Mein Bester!                                                               am 26. November 1784

Wie wohl ich sehe, daß mir die Geschäfte an der Kirche immer mehr zur Schuldigkeit gemacht werden, und also Ursach genug hätte die Predigt auf übermorgen nicht anzunehmen, so bin ich doch entschlossen, damit Du nicht dabei leiden darfst Vormittags zu predigen. Doch nehm ich Gelegenheit Dir einmal meine Gedanken über die Sache zu entdeken. Mich deucht, daß Tage, wie der Samstag ist, Tage der Erholung für den sein sollen, der eine Woche lang in die Schulstube eingesperrt war, Tage die von ihm und nicht von andern sollen benuzt werden. Wenn dieß bei mir allein eine Ausnahme haben, wenn ich doch sizen und immer sizen soll, warum sollt ich denn nicht lieber über meinen Berufsgeschäften sizen bleiben und fortinformiren, als mich an ein neues Geschäft binden lassen, das mich in meiner gegenwärtigen Lage nichts angeht. Ich könnte mich zwar Deinem Billet nach an den Montagen schadlos halten. Allein ich finde nicht für gut, um einer Nebensache willen meine Pflicht beiseite zu setzen, und die mir anvertrauten und am Herzen ligenden Schulen entgelten zu lassen, wofür sie nichts können. Schwerlich würden auch die Eltern darauf Rücksicht nehmen, daß ich am Sonntag geprediget habe, wenn ich am Samstag zu Haus bleiben und am Montag Ferien machen wollte, um nach Basel gehen zu können. Vilmehr bin ich entschlossen die Weihnachtsferien zur Erholung für mich und zu meinen Privatgeschäften zu benutzen.

Dein      Hebel