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AN KARL FRIEDRICH SIEVERT

   

Ich benutze einen freyen und frohen Augenblick, um dir, theurer Herzensfreund, endlich auszusprechen, was meine ganze Seele füllt. Es ist meine Freude über die Erfüllung deines gerechten und sehnlichen Wunsches, die Wiederherstellung dessen, was du in Schopfh[eim] verlohren hattest, durch welche dich unser geliebter Großherzog vor den Augen der Welt gerechtfertigt hat. Du hast nun alles wieder und ich mit dir. Denn, wenn auch Gutach kein Sch.[opfheim] ist und in keinem Wiesenthal ligt, so gehört ihr doch zu den Erwählten, die überal hin ihren Friden mitbringen und überal ihm Paradise zu schaffen wißen, und ich weiß ia von dir und unsern Freunden, wie lieb euch Gutach geworden. Seid glücklich, lange, und im reichsten Maße.

Dein Proiekt wegen Haug und Held hat eine annehmliche Seite, und interessirt mich, schon weil es das deinige ist. Indessen setze ich Schwierigkeiten voraus. Auch muß man, dis ist mein Grundsatz, den ich dir gerne und aufrichtig bekenne, iedesmal zuerst und vorzüglich auf das Bedürfniß und die möglichst beste Berathung derienigen Schule, welcher man iezt eben einen Lehrer gegeben hat, und unter den Bewerbern auf den die erste Rücksicht nehmen, dem die gerechtesten Ansprüche zur Seite stehen, ohne iene oder diese einem anderweitigen Interesse aufzuopfern. So kommt es zulezt überal herum in der Reihe, welche die Vorsehung bezeichnet.

Aber rechne in allem, w[as] ich mit dir für deine Diöcese thun kann, auf deinen Freund.

Deine theure Gattinn sey herzlich von mir gegrüßt, und mache ein freundliches Gesicht dazu, wann du's ihr sagst.

Ewig Dein treuer Freund     Hebel             

d. 14 ten Nov. [1812]