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AN HENRIETTE SCHNEEGANS

   

Ich grüße dich, frommes Jettchen, mit Freuden und Liebe. Dein Brieflein das mir deine Mutter eingehändigt hat, hat mir etwas daran gut gemacht, daß du nicht selbst nach Bühl mit gekommen bist; aber nicht alles; ich hätte dich gern gegenwärtig lieb gehabt, wie ich dich abwesend liebe. Was du mir von deiner Confirmation und von dem Ernst deiner Gelübde geschrieben, hat mich sehr gerührt; bleibe gut und fromm, wie du es immer warst, Gott segne deine frommen Vorsätze und dein Engel führe dich wohlbehalten durch das Leben.

Deinen Bruder August, der noch Kind war, als ich ihn das letzte mal sah, habe ich fast nicht mehr erkannt. Grüße von mir deine Brüder.

Ich will noch ein wenig mit deinen Eltern reden, du darfst aber auch zuhören, du gehörst iezt zu den großen Leuten, die bei allem seyn dürfen. Ich wünsche, meine Theuersten, daß Sie gerne noch bisweilen sich an unser kurzes Zusammenseyn in Bühl erinnern mögen; aber doch nicht um deswillen gern weil es kurz war. Ich meines Ortes verlängere es mir durch Erinnerungen wie man in gewissen Arten von Gukkasten Spiegel anbringt um den kurzen Traum zu verlängern, und in das gränzenlose hinaus zu schauen. Man muß sich eben in dem Leben das so wenig befriedigt mit allerlei helfen.

Ich kann Ihnen besser schreiben als mündlich sagen, wie sehr ich Sie liebe und Ihre freundschaftlichen Gesinnungen gegen mich zu schätzen weiß. Bleiben Sie mir immer so, meine Besten. Grüßen Sie Mad. Weiler und die Ihrigen von Herzen.

Ihr ergebenster       Hebel            

den 7ten Juny 1822.