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AN GEORG LUDWIG MÜNTZ

   

Karlsruhe, 10. Januar 1816     

Ich empfehle Ihnen, schätzbarster Freund, den blinden Violinspieler Conradi, der von hier über Basel nach Straßburg reisen -will, ob ich ihm gleich glaubte sagen zu dürfen, daß meine Empfehlungen nach Klein Straßburg vielleicht nicht, wie manche Weine, erst durch das Vorführen gut werden. Blinde Musiker haben immer ein gutes Vorurtheil für sich, so daß ich schon oft meinen Abmangel an musikalischem Talent mit dem Sehen entschuldigt habe, und wenn auch Herr Conradi nicht den Mittelplatz zwischen M. Paradis und Dulon behaupten kann, so hat er doch wenigstens hier den guten Erwartungen eines frequenten und glänzenden Publikums völlig entsprochen. Ich bitte Sie daher in Ihren zahlreichen Bekanntschaften hie und da seinen Namen ein wenig laut werden zu lassen, damit der Concertzettel, den er ausgeben wird, nicht ganz wie vom Himmel falle. Der Knabe ist auch sonst gutmüthig und, wie fast alle Blinden, heiter und weiß Wohlwollen, das ihm zu Theil wird, sehr zu schätzen. Grüßen Sie von mir Ihre gute Gattinn und unsere Freunde. Meine Intendantinn der schönen Wild- und Rheinkünste wird es hoffentlich nicht zürnen, daß ich ihr mit dieser Angelegenheit aus dem Wege gehe.

Ich bin von Herzen                                             Ihr ergebenster      Hebel