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AN JOHANN GEORG MÜLLER |
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Verehrtester Herr Professor! Carlsruhe, 21. Februar 1806 Ich bin auf einem verkehrten Wege. In der Hoffnung, Ihnen etwas sagen zu können, was Sie nicht fragten, halte ich die Antwort auf Ihre eigentliche Frage zur Ungebühr lange auf. Bruchsal hat nur ein Zuchthaus zur obrigkeitlichen Bestrafung für Verbrecher in milden Graden, Mannheim für die schwereren. Das Arbeitshaus, das in Pforzheim zurückblieb, ist nur für Landeskinder bestimmt und eingerichtet, also wie ein Ratsherr vom städtischen Galgen sagte, für uns, und auch das nicht einmal ganz, sondern nur für Personen der gemeinen Volksklasse, vermuthlich weil die der höheren alle moralisch sind. Wenn also auch Ihr Herr N. könnte aufgenommen werden, so würde er in der Hinsicht besonders der Gesellschaft und Beschäftigung sehr übel angebracht sein, und wenn er auch nur den gerechten Ansprüchen seines Standes gemäß behandelt werden sollte, als der einzige dieser Art, nur mit besonderen Kosten unterhalten werden können. Dies ist, was ich Ihnen früher hätte schreiben sollen. Allein ich wollte mich in den Stand setzen, Ihnen einen anderen Vorschlag thun zu können. Wir haben nemlich mit der Pfalz nebst anderem Theil auch eine Vestung bekommen, den Dilsberg (einige Stunden ab Heidelberg am Neckar), wo eigentlich die Vornehmen hingehören, wenn sie nicht gut thun. Für diesen Verwahrungsort schien mir Herr N. als Edelmann und ehemaliger Offizier vollkommen geeignet, wenn seine Familie nicht besondere Gründe dagegen hat. Das Ansuchen um die Aufnahme desselben müßte an den Geheimen Rath und von diesem die Inquisition an das Kriegskollegium ergehen, und ich habe von Männern aus beiden Collegien die Versicherung, daß die Gewährung keine Schwierigkeit finden würde. Wegen der Verpflegungskosten kann ich selbst auf der Kriegskanzlei keine Auskunft erhalten. Ich frage daher jeden Offizier der hiesigen Garnison, den ich kenne, ob man denn doch auch gut auf der Vestung gehalten sey und was es koste. Aber keiner will die Ehre haben, es zu wissen. Einer iedoch verspricht mir darüber Auskunft zu verschaffen, und diese erwarte ich noch, und werde Ihnen dieselbe, um Sie nicht auf Alles in die Länge warten zu lassen, nachsenden, sobald ich sie erhalte. Soviel, mein verehrtester Herr Professor, von dieser Angelegenheit für ietzt. Sehr schätzbar war mir das Zutrauen, das Sie mir an den Tag legten, und Ihr Wohlwollen, das mir Ihr letztes Schreiben ausdrückt. Ich rechne das Glück, Ihre persönliche Bekanntschaft gemacht zu haben, und die Minuten, die ich bei Ihnen zubringen konnte, zu dem schönsten Gewinn, den mir meine Reise gewährte, und repetire mir dieselbe in der stillen Erinnerung nie, ohne bei Ihnen einzukehren und froh und lang bei Ihnen zu weilen. Die neue Auflage der all.[emanischen] Gedichte wird wegen Ungeschick, den der Verleger mit dem Kupferstecher hatte, erst in einigen Wochen erscheinen. Eine Fortsetzung, wenigstens eine baldige, kann ich noch nicht versprechen. Ich komme mir allmählich vor wie einer, der einmal das Glück hatte, durch etwas eigenes in der Gesellschaft zu gefallen und zu unterhalten, und der hernach, wo er sich sehen läßt, immer mit dem nämlichen Pfeiflein am Mund erscheint. Es sieht aus, als ob man sonst nichts wüßte, oder einen zu großen und unbescheidenen Werth auf die eigene Manier legte. Ich wünsche Ihnen von Hertzen gute Gesundheit und viel Freuden und bitte Sie ferner gewogen zu bleiben Ihrem ergebensten J. P. Hebel
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