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AN OBRIST HEINRICH MEDICUS

 

 

 





       Hochwohlgebohrener



Hochzuverehrender Herr Obrist !













die Hoffnung Euer Hochwohlgebohrenen
    
bald etwas erfreuliches und ent-
    
sch
eidendes über den Gegenstand
    
Ihres verehrlichen Schreibens an
    
mich mittheilen zu könen, ver-
    
zögerte bis jetzt meine Antwort
    
auf denselben, die ich jedoch nun
    
noch länger anstehen zu lassen,
    
mir nicht erlauben darf.
    
Ich sehe mich dazu im gegen-
    
wärtigen Augenblick noch auf
    
die Nachricht beschränkt, daß
    
ich in der Kirchensektion in
    
der ersten Sitzung nach dem
    
Empfang hachdem* gefälligen                         * = vermutlich 'nachdem'
    
Schreibens eine dringende Em-
    
pfehlung der Sache an die g. H.**                   ** = groß Herzogliche
    
Hofdomainenkammer verlaß,
 
     
















  
auch die selbe privatim nach Ver
    
mögen empfolen habe, u. nicht
    
eintreten lassen werde, wen etwas nö-
    
thig seyn sollte, wie ich für mög-
    
lich halte, meine beste Ver-
    
wendungen fortzusetzen.
    
Die Theilnahme an der be-
    
förderung dieser Angelegen-
    
heit, die mein Beruf mir zur
    
Pflicht macht, könte nicht leb-
    
hafter erhöht werden, als da-
    
durch der Ausdruck der Wün-*
    
sche eines Manes geschehen,
    
dessen Wohlwollen von vie-
    
len Jahren her mich beglückt
    
und dem meine inige Ver-
    
ehrung zeitlebens gewidmet
    
ist.
    
   Ich unterzeichne in diesen
    
   Gesinungen
    
             Euer Hochwohlgebohrenen
    


Carlsruhe
d. 11ten Jul.             gehorsamst enger,
 
         1826                         bester
 
                                              Hebel.
 

 

     

Dieser Brief Hebels, geschrieben 10 Wochen vor seinem Tod, ist einer der am Schwierigsten zu transkribierenden Briefe überhaupt:
- seine Altersschrift lässt sich an vielen Stellen nur durch den textlichen Zusammenhang erschließen - für ein paar einzelne Wörter ist die Transkription jedoch nicht völlig sicher.
- die Tinte durchdringt das Papier sehr intensiv, so dass die Wörter oft nur durch das Kippen der Buchstaben nach rechts eindeutig der 1. oder 2. Seite zuzuordnen sind.
Wie immer verwendet er den Reduplikationsstrich für nn = n
Dazu ist ein Teil des Blattes ist ausgerissen, auf der 2. Seite wurden die fehlenden Worte wohl durch einen Archivar ergänzt, dabei fehlt hier * (höchstwahrscheinlich,
sonst ergibt es keinen Sinn) der erste Teil des Wortes "Wünsche".

Zum Briefempfänger: der Titel 'Obrist' lässt ziemlich sicher auf Heinrich Medicus schließen, den er schon einmal in einem Brief (1. Februar 1806) mit diesem Titel angesprochen hat.
Unterstützt wir die Vermutung dadurch, dass es sich dem Brieftext zufolge beim Empfänger um einen alten und guten Bekannten Hebels gehandelt haben muss.

 

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Quelle / Abbildung:

STAATS- UND UNIVERSITÄTSBIBLIOTHEK HAMBURG
CARL VON OSSIETZKY
Von-Melle-Park 3 · D-20146 Hamburg

Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, DA: Br: BKB I: Bl. 10-13,
https://resolver.sub.uni-hamburg.de/kitodo/HANSb21933
(CC BY-SA 4.0 [https://creativecommons.org/licences/by-sa/4.0/deed.de])

 

 

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