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AN FRIEDRICH WILHELM HITZIG

   

[April 1808?]      

Der Wolken Zug
am Fenster vorbei
von der Zeiten Flug
ist Konterfei.
Kein Sonnenstrählchen
bricht sie entzwei.
Keines Vogels Kehlchen
singt dudeldumdei.
Sie ziehen und ziehen
und kommen und fliehen
ihres Weges in schweigendem Einerlei.
So fliehen die traurigen Tage vorbei.
Öd ist ihr Lauf.
Kein Brieflein wallt nieder,
kein Brieflein wallt auf
und keiner kommt wieder.
Schläfst du oder wachst du?
Weinst oder lachst du?
Knetst du oder bachst du?
Kurzum, was machst du?
So fragst du zwar mich,
so frag ich wohl dich.
Doch keiner hält männlich dem andern Stich.
Hat uns denn Proteus verlassen?
Sind wir verdichtet in Milonische Massen?

 

 

   

Dieses Gedicht ist in Hitzigs Nachlass nicht vorhanden, Zentner verweist
auf die Altwegg-Ausgabe der "Werke, Bd. 3" als Quelle.