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AN FRIEDRICH WILHELM HITZIG

   

Mein lieber Zenoides!                                                      26./27. Februar 1806]

Nicht über Thumringen, auch nicht durch, aber an K[alten] H[erberg] vorbey fährt Kusterer und wird also dort dein iunges Lustwäldemlein absetzen. Fuhr ab Montags den 23ten früh. Ich will dem Garten Inspektor zutrauen, daß er mir keine Rechnung dafür nachschickt, wenigstens hab ich ihm gesagt, es sey für einen guten Freund und mich schon bidankt.

Morgen oder heute Abend geht der Curprinz nach Paris, seine Frau holen. Ich erwarte viel Gutes, wenn auch wieder einmal gemeineres Blut sich in das edlere mischt, und eine gute Melanche des Deutschen mit dem französischen.

Ist im vorigen Landkalender der gute Rath wegen den ledernen Strumpfbanden begriffen worden? Für den künftigen soll ich mit Teufelsgewalt etl[iche] Volkslieder machen. Ich werde die Subtraktionsregel in Ausübung bringen: „Kann ich nicht, so lehn ich eins." Aber mitfolgendes hab ich doch allein gemacht. Das Consist[orium] wirds gar zu gackelhaft und schneidermäßig finden. Aber wie hat einst Vikarius Kramer zu Pf. Beck im Closter gesagt? „Herr Pfarrer, Sie verstöhn e Dreck!" Ich habe bey der dißiärigen Calender Sitzung einen 3 Bogen starken Vorschlag zur gänzlichen Reform unsres Calenders gegeben, um ihn den beliebten ausländischen gleich und vor zu setzen. Unter anderm sollen ihn nicht viele in der Stadt, sondern einer auf dem Land, ein Pfarrer, ausarbeiten und dafür bezahlt werden. Ich will dich nicht fragen, ob ich dich in Vorschlag bringen soll. Denn es ist schon geschehen. Aber fürchte nichts. Es wird alles nach löbl[icher] Sitte beim Alten bleiben. Der Grundsatz ist gar löblich, in der möglichst kargen Auslage, nicht in der möglichst reichen Einnahme den größten Gewinn zu suchen!!

Meinen Gruß dem Weiblein und meinen Kuß dem Täublein und den geflügelten und ungeflügelten Netorekas ein schönes Früh Jahr! Uns auch übrigens!

Dein redl[icher] Freund     J. P. Parm.