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AN FRIEDRICH WILHELM HITZIG

   

Meine Liebhaberey in den Nebenstunden, zur Schadloshaltung für den Ungenuß mancher Geschäftsstunde hat sich in ein eigenes Fach geworfen. Ich studire unsere oberländische Sprache grammatikalisch, ich versificire sie herculeum opus! in allen Arten von metris, ich suche in dieser zerfallenden Ruine der altdeutschen Ursprache noch die Spuren ihres Umrisses und Gefüges auf, und gedenke bald eine kleine Sammlung solcher Gedichte mit einer kleinen Grammatik und einem auf die Derivation weisenden Register der Idiotismen in die Welt fliegen zu lassen. Wenn du die Idee im Allgemeinen billigest, und es leiden magst, so werde ich dir mehreres darüber schreiben, und dann über eins und das andere noch deine Gedanken mir ausbitten. Zur Beurtheilung schicke ich dir einsweilen anligende Jamben, die hiemit dir geeignet seyn sollen, und die einschlagenden Artikel aus dem Idiotikon oder Register als ein Müsterlein von dem leztern. Dermalen arbeite ich am Dengelngeist in Hexametern. Soll ich ihn dem Blaurock dediciren? Es ist nicht mehr als billig. Vor der Hand bitte ich indessen darüber stille zu seyn. Ich weiß nicht, ob ich meinen Namen dazu hergeben werde. Schreibe mir bald wenn du Lust und Muße hast. Deiner lieben Gattinn meinen herzlichen Gruß.

Ewig dein redl. Fr.     Hbl.   

D. 6ten Febr. [1801].

 

 

   

Derivation: Ableitung.
Dengelngeist: Gespenst im südlichen Schwarzwald.
Wenn man nachts ein regelmäßiges Klopfen vernahm,
glaubte man, der Geist dengle seine Sense.
Blaurock: Bezeichnung für einen vornehmen Herrn.
Möglicherweise hat Hebel an den Markgrafen gedacht.
meinen Namen dazu hergeben: die 1. Auflage der Alemannischen Gedichte (1803) erschien ohne Verfassernamen.