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AN THEODOR VON HAUPT

   

Ich muß doch ein gutartiger Mensch seyn, mein Theuerster, da ich auch vor meinen neugewonnenen Freunden meine Unarten nicht verberge. Die schlimmste kennen Sie. Es gibt fixe Maximen, wie fixe Ideen, und ebenso unheilbar wie diese. Mich kreuzigt nichts so sehr, als der erschreckliche Gedanke, heute schon tun zu sollen, was morgen auch noch geschehen kann.

Doch iezt hab ich wirklich ein lucidum intervallum und benutze es, Ihnen endlich meine schon längst versprochenen Gedichte zu übersenden. Nehmen Sie solche gerne und freundlich als das an, wofür ich sie Ihnen in deren Innschrift übergebe. Was Sie mir dagegen vom Ihrigen gütig versprochen haben, werde ich zu meinen erfreulichsten und liebsten Geschenken rechnen und mich dabei an den edeln und geistreichen Mann erinnern, dem ich es verdanke, und an die drei schönen Maimondstage im Dezember.

Unsere Freundinn H[endel] hat mir von Gotha geschrieben und ihre Abreise nach Weimar gemeldet. Wenn sie uns nur nicht in den kalten Norden hinaus verläuft:

Ah, te ne frigora laedant
Ah, tibi ne teneras glacies secet aspera plantas!

Sie müssen mir für sie gut stehen. Möge Ihnen das Glück werden Italien zu sehen und mit ihr. Was kann ich Ihnen schöneres wünschen.

Winigardius hat die Wiedertaufe, nun die dritte, dankbar angenommen und nagt seitdem viel vornehmer an den Hüten und Stiefeln.

Der selige Sigarenbesitzer hat mich pfiffigerweise erst in den letzten Minuten seines Hierseyns zu Ihrem lieben Brief und seiner Bekanntschaft gelangen lassen.

Gönnen Sie mir fortwährend auch in der Abwesenheit Ihr Wohlwollen, das mich während unseres kurzen Beisammenseyns so sehr erfreute.

Von Herzen Ihr     Hebel             

Carlsruhe, den I. Febr. 1810.