zurück zur Briefübersicht

 

   

AN CAROLINE HAUFE

   

Wie ich vernommen habe, ist deine Mutter nach Freiburg gereist, und du liebes verständiges Töchterlein führest unterdessen das Hausregiment. Ich möchte dich wohl unbemerkt sehen, wie du alles ordnest und eintheilst, und das Buch führst, und wie du deine kleinen Geschwister in der Furcht Gottes erziehst.

Deine Mutter erwartet ein Brieflein von mir, aber ich weiß ihre Addresse nicht. Ich nehme also meine Zuflucht zu dir. Sei so gut, und schick ihr dieses. Es steht darinn, daß ich euch dieses Spätiahr besuchen will. Die Zeit kann ich noch nicht bestimmen. Aber warscheinlich geschieht es etliche Wochen später, als ich hoffte. Bis dorthin sind alsdann alle wieder daheim, und du hast unterdessen auch Zeit, noch ein par Wochen älter zu werden — ich zwar auch. Ehe ich schließe, will ich dir noch etwas verrathen. Deine Mutter hat umgeschrieben, sie sey noch ein Kind. Bleibe auch so eins! Ich bin von Herzen dein getreuer Pathe

 Hebel             

Carlsr. d. 8. Sept. 1821.