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AN CHRISTOF GOTTFRIED HAUFE

   

28. Merz [1810]      

Ich wollt es nicht iedem andern gut heißen, mein Lieber, daß es ihm in dem Beruf, in dem ihm Gott Brod und Frau und Kind gegeben hat, zu wohl werden, oder nicht mehr wohl seyn soll, und ich wollte euch ein langes schönes Kapitel darüber vorlesen, wenn ich wollte. Allein zu einem solchen Unternehmen gehört Muth, den man hintennach, wenns doch nicht mehr zu ändern ist, nicht niederschlagen oder schwankend machen, vielmehr befestigen muß. Ich will also vielmehr mit einer Entdeckung einschreiten, die ich schon bey verschiedenen Gelegenheiten gemacht habe, daß alles Ding seine zwey Seiten hat. Wir leben in einer Zeit, und Sie in einem Land, wo dem Fleiß, dem Muth und dem Glück alles gelingt. Zu dem, Herr Gevatter hab ich euch nie sonderlich dafür angesehen, als wenn ihr an euerm sitzenden Metier eine gar zu große Freude hättet, und willens wäret, euch darüber tod schlagen zu lassen. Dafür ist euer Temperament zu lebhaft, euer Geist zu unruhig und euer Fleisch zu beweglich. Der Vorsehung kommt man nicht auf die Spur. Mancher muß einen großen Umweg machen, daß er auf den rechten komme. Ihr zum Beispiel hättet von Lörrach aus über Burgliber und Müllhausen den Weg in euere Fabricke bei Schlettstadt nicht gefunden. Über Durlach und Straßburg wars näher. Mögen alle Ihre Wünsche und Aussichten in schönen Entsprechungen sich rechtfertigen, daß Ihr und Ihres Bundesgenossen Glück und Freude, auch die meinige sey, ist Gott bekannt. Aber iezt Gevatter, changirt mir nimmer sonst werdet ihr mir zu lezt auch noch Forstmeister, oder Präfeckt, oder gar Duc. — Sind Sie denn noch in Str.[aßburg] wenn ich im May nach Kork komme? Auf alle Fälle begleiten Sie doch Ihre Frau noch einmal hieher?

Nun eins ins andere zu reden, wegen dem Calender des Hausfreundes. Er wird zwar am längsten den Leuten Spaß gemacht haben, . . . sobald nicht mehr von den Todten auferstehn, nemlich der bewuste Herr Geimüller. Der Calender kommt aber Anno 11 richtig wieder heraus und es wäre schad, wenn er den Straßburger Aufzug von Zünften und Bauern nicht erzählen könnte. Ich bitte um eine Beschreibung davon. Vielleicht gibts eine ausführliche gedruckte. Meine Grüße an die guten Familien Schneegans und Weiler, und an das Sternlein.

H.