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AN FRAU MÜNTZ

   

Sie kennen mich noch nicht genug, meine liebe Madame Münz, sonst wären Sie nicht so gütig gegen mich, wie Ihr freundliches Schreiben und Ihre schöne Einladung auf den Sonntag mir beweist. Ich sündige auf Ihre Güte hin und mißbrauche Ihre Nachsicht und die liebe Gutmüthigkeit Ihres Gemahls, in dem ich mich dismal von einer Ursache hier zurück halten lasse, die mich wenn ich sie Ihnen sogleich schreiben könnte, warscheinlich weniger bey Ihnen entschuldigen würde, als die lezte es mußte. Zum Glück ist die Sache für die Auseinandersetzung in einem Brief zu umständlich, und ich mag Ihnen meine Rechtfertigung auch aus dem Grunde gern schuldig bleiben um sie Ihnen recht breit und lang persönlich ablegen zu können, wenn mir der Himmel die Fittige nach Straßburg wieder wachsen läßt, die ich mir nie zu kurz abstutzen lasse. Unterdessen bitte ich Sie, mir wenigstens noch so gut zu bleiben, daß zu seiner Zeit die Aussöhnung leichte Wurzeln fassen kann. Zum Unglück bekam ich Ihr liebes Schreiben erst gestern Nachts beym späten Heimkommen, und fand heute keine Gelegenheit Ihnen auf einem geschwinderen Weg zu antworten, als auf der Post, welches leicht der langsamste seyn kann. Daß Sie am Sonntag nicht hierher fahren konnten, da Herr Müntz den kürzesten Weg nach Baden dismal so übel gefunden hat, begreife ich sehr, so leid es mir ist. Aber, aber, Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag!! — Wir haben hier alle Tage Sonntag. Hat denn der böse Mann die ganze Woche lang gar nicht gebetet?, oder vielmehr ich nicht? — Es ist eine Strafe, die ich ihm nicht gönne, wenn er durch die Verspätung meines Schreibens veranlaßt wird, einen Tag länger bei Ihnen zu bleiben, als er zu wollen schien. Aber ich will auch nachsichtig und gelinde seyn, weil ichs selber bedarf. Grüßen Sie mir doch den wilden Bergläufer! Er wird es hoffentlich sehr vernünftig finden, daß ich [aus] Ermanglung der Zeit Ihnen und nicht ihm geantwortet habe. Denn so schätzbar mir seine Briefe sind, so weiß ich doch Ihnen für den Ihrigen und für die freundlichen Mittheilungen, die Sie mir darin gemacht haben, noch gar viel mehr Dank. Mögen Sie noch schöne Tage in Baden verleben, und noch schönern in Ihrem lieben Heimwesen entgegen gehen.

Mit herzlicher Hochachtung und Freundschaft  Ihr ergebenster      H.                 

Carlsruhe, d. 29 sten Jul. 1808