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AN CHRISTIAN LUDWIG FECHT

   

Mein theuerster Herr Diakonus!

Gerne hätt' ich den iungen Wagner noch auf ein halbes Jahr in den Vorhof der Heiden gestellt, wenn alsdann im Herbst eine Erlösung für ihn möglich gewesen wäre. Aber bey dem Grad von Kenntnissen, die er an den Tag legte, bey dem guten Willen Theologie zu studiren, dem man heut zu tag keine Schwierigkeiten machen muß und bey seinem Alter schien mir doch ein ganzes Jahr zu viel. Ich hab ihn also den Exemten beygethan. Doch muß er 2 Jahre Noviz bleiben, wenn es nöthig seyn wird. Ich hoffe Nein. Der Examinator darf immer voraussetzen, daß ein Jüngling unter solchen Umständen noch etwas mehr weiß, als er in der ersten Prüfung an den Tag legen kann, und der billige Examinator thut es. Auch galt mir das Zeugnis, das Sie Ihrem Schüler mitgaben, und das gute Präiudiz, daß er aus Ihren und Ihrer Herrn Collegen Händen kommt, zum voraus zur Bürgschaft meiner Hoffnungen. Gut muß ich dem Jüngling ohnehin schon darum seyn, daß er mir ein Schreiben von Ihnen mitbrachte, welches mir sagt, wie gerne und wie freundlich Sie sich noch an unsere alte Zeit erinnern.

Nehmen Sie ebenso freundlich von mir die aufrichtige Versicherung meiner fortdauernden Liebe und Hochschätzung gegen Sie an.

 J. P. Hebel        

           

CR. d. 26st. Apr. [180]9