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AN GUSTAVE FECHT

   

[Oktober 1803]         

Es ist mir herzlich leid, theuerste Freundinn, durch meinen Rath etwas dazu beygetragen zu haben, daß Sie wenigstens bis ietzt viel fruchtlose Schmerzen hatten. Ich habe gestern dem Hofrat Gmelin den Fall vorgetragen, zu dessen medicinischen Kenntnissen ich ein unbegränztes Zutrauen habe, ob er gleich zwar mein intimer Freund, aber nicht mein Arzt ist. Er hat auch dismal mich mit seiner Allwissenheit überrascht. Denn ich habe kaum davon angefangen, so konnte er mir alles übrige so genau selber sagen, als wenn er dabey gewesen wäre, als Sie mirs erzählten und zeigten. Er sagt es sey eine sonderbare Erscheinung und man wisse den Grund noch nicht recht. Vom Frost sey es nicht. Ein sehr wohlthätiges und das wirksamste Mittel sey, die Hände in den aufgeschnittenen Leib frisch geschlachteter Tiere, Gänse, Schweine, Kälber u.s.w. zu halten, so lang es warm drin sey, und da man dazu nicht immer die Gelegenheit habe, so könne man zwischendrein die Hände in warmen Fleischbrühen waschen und baden. Ich wollte ich hätte ihn früher gefragt, eh' der Sterbet angieng. Aber verraten Sie uns nicht bey Ihrem Doktor. Vielleicht läßt sichs neben seiner Cur, wenigstens ohne Nachteil derselben praktiziren. Ich wünsche herzlich, daß Sie die Plage bald los werden mögen.

Ihr ergebenster Fr.     H.