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AN JOSEF ENGELMANN |
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Ich befinde mich in der Verlegenheit, die Einladung zur Redaktion eines Volksblattes, welche Eure Hochedelgeboren an mich ergehen ließen, nicht annehmen zu können, soviel einladendes auf der einen Seite sie hat. Ich habe schon einem diesseitigen Buchhändler auf eine ganz ähnliche Aufforderung meine Bedenklichkeiten geäußert, an den ich nun billig zuerst wieder denken müßte, wenn sich meine Gedanken über diesen Gegenstand geändert hätten, oder noch ändern sollten. Der Umfang meiner Geschäfte, und noch mehr die Art derselben erlaubt mir nicht, ein an bestimmte Zeiten gebundenes und durch das ganze Jahr fortlaufendes neues Geschäft zu übernehmen. Die Volksschriftstellerei nach den Forderungen, die ich an sie mache, frißt so viel Zeit und Laune, wo nicht mehr, als iede andere, und ist, wenn ich Ihnen meine Meinung darüber gestehen soll, die unnützeste und undankbarste von allen. Nur wenige aus dem Volk können und mögen sich über ihre paar Hausbücher und den Kalender hinaus mit Lektüre abgeben und die übrigen, die es nicht thun und sich lieber durch verständigen Umgang belehren lassen, sind vielleicht gerade dieienigen, die die Schranken ihres Berufs am besten kennen und respektiren, und die Gebildeten werden einer Lektüre, die nicht für sie berechnet ist, wenn sie auch anfänglich davon angezogen werden, bald satt und ekeln von der losen Weise, wenn sie ihnen jede Woche aufgetischt wird, und der unseligste Einfall ist es, in einem unfesten Ton und Charakter bald für diese, bald für jene Klasse und Kulturstufe etwas hinzuwerfen, oder einen zwitterhaften Mittelton zwischen dem populären und gebildeten anzustimmen, um nach beiden Extremen hinaus die möglichst größte Zahl von Lesern zu ködern. Sie würden mir vielleicht zur Widerlegung meiner Ansichten schmeichelhaft den Kalender des rh. Hausfr. entgegenhalten. Allein es ist für die Verfasser, für die Leser und für den Beutel der letzteren ein Unterschied zwischen vier und zwischen 52 Bogen des Jahres. Ich bitte Sie also meine Erklärung nicht unfreundlich anzusehen. Würden Sie hingegen unter einer andern Redaktion das Unternehmen ausführen, so bin ich bereit, billig von Zeit zu Zeit einen Aufsatz beizusteuern. J. P. Hebel Carlsr. d. I. Dez. [180]9. Das zur Ansicht und Probe mitgetheilte Heft werde ich bei Kosten und passender Gelegenheit Ihnen wieder zuzustellen die Ehre haben.
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