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AN EHRHARD CHRISTIAN ECCARD

   

Herr Pfarrer Eccard von Kleinen Kems geht mich um eine Erklärung an, ob ich, so lange ich ihn kenne, eine Neigung zum Trunk, obscönen Reden oder Fluchen an ihm bemerkt habe.

Ich lebte mit ihm von 1774 — 1776 auf dem hiesigen Gymnasium. Im Frühiahr 1778 fand ich ihn wieder auf der Universität Erlangen, und lebte mit ihm als dem einzigen Bekannten aus dem Vaterlande in einem genauen und vertrauten Umgang bis zu seiner Abreise am Ende des nemlichen Jahrs. Dis Verhältniß dauerte fort, als ich im Jahr 1791 nach Carlsruhe beruffen wurde bis zu seiner Promotion nach Bischofingen. Von dort an bis iezt hat er sehr viele Briefe an mich geschrieben, und ist dreimal, das ietzige mit eingerechnet, in Carlsruhe, und dann wieder, soviel es seine und meine Geschäfte erlaubten, um mich und in meiner Gesellschaft gewesen.

Ohngeachtet nun in diesen langen Zeitraum unserer Bekanntschaft und unseres Verkehrs durch Umgang oder Briefe gerade die Jahre und Lagen des Lebens fallen, in welchen man sich am unbedenklichsten zeigt, wie man ist, und ich ihm wissentlich nie einen Anlaß gegeben habe, vor mir auf der Hut zu seyn, so kann ich mich doch nicht erinnern, daß ich ihn iemals betrunken gesehen, oder eine Neigung zu schandbaren Reden an ihm bemerkt oder gefürchtet hätte. Vielmehr erschien mir sein Charakter nach Verhältniß der Jahre gar viel mehr ernsthaft und gesezt als leichtsinnig und ausschweifend. Auch davon, daß er gerne fluche, habe ich durchaus keine Erfahrung. Zu den freiesten Ergießungen seiner lebhaftesten Indignationen wählt er die Ausdrücke noch immer lieber aus alten griechischen Mythologien und Dichtern, als aus der Phraseologie des modern fluchenden Pöbels, so daß das bekannte Didicisse fideliter artes seine Wirkung in dieser Hinsicht an ihm nicht scheint verfehlt zu haben. Dises bezeuge ich nach bestem Wissen auf sein Verlangen und zur Ehre der Wahrheit.

Johann Peter Hebel, Professor         

Carlsruhe d. 29. May 1805.