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AN GEORG FRIEDRICH DREUTTEL

   

Ich ersuche Sie theuerster Freund, dem Camerar des Schulwitt[w]enfisc.[al] der Canderer Diöcese anligenden summarischen Extrakt wieder zuzustellen, um noch den Status fundi aus der ihm wiederzugegangenen Rechnung beizusetzen. Ich bemerke diesen Defeckt erst, indem ich an die Stellung der Generalrechnung gehen will, und wünsche daher sehr, daß ich recht bald diese mir noch fehlende Notiz erhalten möge.

Ich bin übel daran o Freund mit diesem Rechnungs und Revisionsgeschäft, das ich noch in meinen Jahren einprakticiren muß, und ieder 20iährige Schreiber besser versteht. Das hab ich im Corn. Nepos und im Danz oder Baiers Dogmatick nicht lernen können, ausgenommen die 4. Species und die verkehrte Regeldetri hat mich mein Lehrer Andreas Grether, mit der Versicherung der Erfinder derselben habe Dedri geheißen, treu gelehrt. Dafür hab ich ihm im neuen Calender auch eine Gerechtigkeit erwiesen, und ihn wieder ehrlich begraben, nachdem ihn Freund Engler im Jahrgang 1817 unvorsichtig wieder heraus gescharrt hatte. Er hätts nicht sollen thun.

Vetter Oswald, es hat mich schon oft beelendet, daß ich kein Pfarrer worden bin. Es machte mir doch nur Ein Special und nur Ein Schulmeister das Leben sauer und wenn Ihr mein Special wäret, nicht einmal — Einer. Denn wir zwei verstünden einander. Item, ich hab lang genug darauf gewartet von 1780 bis 1792 und manch Schöplein unterdessen trinken müssen zuerst in Böllingen*) 3 Jahre lang, hernach beim Schlageter in Brombach; und wenn ein braver Pfarrer an mir sollte verlohren gegangen seyn, so hats der liebe Gott selbst gethan, dessen Gedanken nicht meine Gedanken waren. Wiewol bei Freiburg bin ich ihm ein wenig von der Hand gegangen. Selbiges kann ich nicht läugnen.

Gott erhalte Sie, theurer Freund mit den Ihrigen gesund, und erfreue Sie mit der Erfüllung Ihrer schönsten Wünsche. Herzlich

Ihr aufrichtiger Freund      Hebel             

C.R. d. 12 ten Jenn. 1818

 

 

   

*) lies: "Bellingen"