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AN JOHANN FRIEDRICH COTTA

   

Seien Sie, mein theuerster Herr G. Hofrath herzlich bewillkommt und gegrüßt disseits der Alpen und der Alp. Acht Meilen her oder hin, man fühlt sich so behaglich und befridigt, wenn man theuergeschätzte und freundschaftliche Menschen nur wieder wohlbehalten in der Nähe weiß und wenigstens hoffen kann, sie bald wieder z. B. in Baden zu sehen. Wie mag sich Kölle seines trefflichen und patriotischen Landsmannes an der Tiber gefreut haben.

Zu Ihren Fragen:

I) ich denke an keine Abänderungen in der 3 ten A[uflage] des Schatzk[ästleins]. Das Publikum hat wenig Dank für diese Geständnisse, daß man etwas das erstemal hätte sollen besser machen.

Mancher entdeckt den Fehler erst in der Verbesserung. Mancher hält die Verbesserung selbst für einen. Das übrige überlasse ich Ihnen.

2) In den 2 ten Band wünsche ich noch die besseren Aufsätze aus dem nächsten Calender aufnehmen zu können. Es wird also wohl anstehen müssen, biß sie hier ihre Dienste gethan haben d. h. noch ein Jahr.

3) Schwerlich kann ich mich entschließen die a[lemannischen] G[edichte] nach 14 Jahren noch zu übersetzen.

Ich bitte Sie um Ihr fortdauerndes Wohlwollen, das Sie mir so freundschaftlich zusichern und das ich mir zu einem unschätzbaren Gewinn rechne. Im Vertrauen darauf war ich so frei einen mir sehr empfohlenen Hr. Professor Erhard an Sie zu addressiren, der Ihnen seine Wünsche vortragen wird. Er hat sehr beachtenswerthe Zeugnisse. Was aber alles überflüssig macht, er war einst Lehrer an der Carlsschule, und ist also dort gekannt. Ich bitte Sie für ihn um Ihre gute Berathung, und um alles was Sie sonst glauben für ihn thun zu können. Sie werden mich dadurch Ihnen sehr verbinden, der ich es durch Ihre freundschaftlichen Gesinnungen schon so sehr bin und mit inniger Hochschätzung verbleibe

Ihr ergebenst gehorsamster Dr.      Hebel            

CR. d. 8. Mai 1818.