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AN KARL PHILIPP CONZ

 

   


Euer Wohlgebohren







    
                      übersende ich halb schüchtern
diesen Aufsatz für die Phöbe, deren Erschei-
    
nen alle Grazien anlächeln u. segnen
    
mögen. Gerne hätte ich mit einem wür-
    
digern Beitrag den Ausdruck meines
    
Dankes für Ihr theures Wohlwollen, und
    
meines Gefühls, mit dem ich mich durch
    
Ihr Urtheil und Ihre Einladung geehrt sehe,
    
verbinden mögen. Aber viel und vielerlei
    
Berufsgeschäfte u. eine thörichte Theilnehme
    
an den Weltbegebenheiten, als ob ich sie
    
zu verantworten hätte, und we
n dieses    
nicht zu reicht, etwas, das ich selbst nicht
    
weiß, raubt mir fast alle iene freie heite-
    
re Laune, ohne welche so etwas gar schlecht
    
gelingt. Ich bitte Sie daher sehr um Ihre    

     

Nachsicht. An der Erfindung des Stoffes habe    
ich kein Verdienst. Er hat sich selbst erfun-
    
den. Vielleicht finden Sie es zweckmäßig
    
in einer Anmerkung zu sagen, daß eine
    
wahre Begebenheit zu Grund lige, vielleicht
    
sogar nöthig, w
n Ihnen die Entwicklung      
kunstloser erscheinen wird als sie von ei-
    
nem frei gedachten Kunstwerk zu erwar-
    
ten war. Sollte ich mir den Charakter
    
des neuen Allmanachs* nicht richtig ge
-    
dacht haben, sollte sich der ganze Aufsatz
    
gar nicht, oder nur halb für sie
    
ihn eignen, so habe ich Sie nur um
    
baldige gefällige Zurücksendung desselben
    
zu bitten. Nehmen Sie gerne die Versiche-
    
rung meiner großen u. herzlichen Hochachtung
    
von mir an, mit welcher ich die Ehre habe
    
zu seyn
    
                         Euer Wohlgebohren
    

Carlsruhe d. 5. Apr. Mai
                1814                   gehorsamster Dr.
    
                                                   Hebel
.    

   

 

 

* = 2. 'l' gestrichen (am Bildschirm nur schwierig
      sichtbar zu machen)

Dr. = Diener