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61. Der Mohr.

Zur nämlichen Zeit taufte Philippus auch einen Mohren, den Schatzmeister der Königin Kandazes aus Mohrenland. Denn Christus will allen Menschen ein Heiland sein. Der Mohr kam dem Heiland auf halbem Weg entgegen; doch wußte er es nicht. Er war nach Jerusalem gekommen, daß er daselbst betete in dem Tempel. Er war schon wieder auf dem Heimweg; aber Gott ließ ihn sozusagen nimmer aus den Augen. Er schickte ihm den Philippus zu. Der Mohr fuhr langsam auf seinem Wagen und las in dem Buch des Propheten Jesaias einen schweren Spruch von einem, der sich geduldig wie ein Lamm habe martern und töten lassen. Sein Leben sei von der Erde hinweggenommen. Aber niemand vermöge die Dauer desselbigen auszusprechen.

Philippus redete den Mohren an, ob er auch verstehe, was er lese. Manche Menschen wollen lieber unwissend sein als unwissend scheinen. Sie schämen sich zu fragen, was sie nicht wissen. Lernen, was man noch nicht weiß, ist keine Schande und führt oft zu großem Heil. Der redliche und bescheidene Mohr schämte sich nicht. Er sprach: »Wie kann ich verstehen, was ich lese, wenn mich niemand anleitet?« Er bat den Philippus, daß er wolle zu ihm sitzen und ihm erklären, was es sei, wovon der Prophet rede. Philippus setzte sich zu ihm und lehrte ihn das Evangelium, die gute Botschaft von Jesus. Ein treues Gemüt versteht bald, was ihm von Jesus gesagt wird. Der Mohr hatte ein treues Gemüt. Als sie des Weges an ein Wasser kamen, sprach er: »Was hindert’s, daß ich mich taufen lasse?« Philippus fragte ihn, ob er von ganzem Herzen glaube. Der Mohr erwiderte: »Jch glaube, daß Jesus Christus Gottes Sohn sei.« Auf dieses Bekenntnis empfing er von Philippus die Taufe und ward ein Jünger Jesu. Sonst weiß man zwar nichts von ihm. Es war auch ein Saatkorn, das weiterzog.