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54. Erscheinung Jesu am Galiläischen Meer.

Die Jünger waren auf kurze Zeit wieder in Galiläa. Petrus und einige von ihnen fischten auf dem See. Am Morgen stand Jesus an dem Ufer und fragte: »Kinder, habt ihr nichts zu essen?« Er liebte sie, als wenn sie seine Kinder wären. Wen man herzlich und vertraulich liebt, den nennt man sein Kind. Die armen Jünger hatten nichts, womit sie ihren Herrn bewirken konnten. Sie hatten die ganze Nacht hindurch nichts gefangen. Aber wo Jesus ist, da ist kein Mangel. Es war bald für ein Mahl gesorgt. Als sie das Mahl genossen hatten, schaute er unter andern vertraulichen Gesprächen den Jünger an, der ihn dreimal verleugnet hatte, und sprach zu ihm mit beweglichen Worten: »Simon, hast du mich lieber, als mich diese haben?« Denn vor der Gefangennehmung Jesu hatte Petrus gesagt: »Wenn dich alle verlassen, so will ich dich nicht verlassen,« als wenn er eine größere Liebe zu Jesu hätte als Johannes und die andern Jünger. Deswegen fragte er ihn: »Hast du mich lieber?«

Er wollte ihn zur Erkenntnis seiner selbst, zur Demut und zur Gerechtigkeit gegen die andern Jünger führen. Selbsterkenntnis führt zur Demut und zur Gerechtigkeit. Petrus begehrte nicht mehr besser zu sein als die andern Jünger. Er antwortete demütig und wahr. »Herr, du weißt, daß ich dich liebhabe.« Jesus sprach zu ihm: »Weide meine Lämmer!« Zum zweitenmal fragte er ihn: »Hast du mich lieb?« Petrus gab ihm die nämliche Antwort. Jesus sprach zu ihm: »Weide meine Schafe!« Er fragte ihn zum drittenmal: »Hast du mich lieb?« Petrus gab ihm zum drittenmal die Antwort: »Herr, du weißest alle Dinge; du weißt, daß ich dich liebhabe.« Jesus sprach abermal zu ihm: »Weide meine Lämmer!«

Solche Gelegenheit gab er seinem Jünger, der ihn dreimal verleugnet hatte, daß er ihm dreimal seine Liebe bekennen konnte, und tröstete ihn. Gott gibt jedem guten Menschen, der aus Schwachheit gefehlt hat, Gelegenheit, seine Sünde zu erkennen, und nimmt das Bekenntnis seiner Treue und seiner Liebe mit Wohlgefallen an und tröstet ihn.