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50. Die Auferstehung des Herrn.

Es war noch nicht alles am Ende. Der Verheißene kann im Grabe nicht bleiben. Die Verheißung kann nicht sterben. Wie sprach der Herr zu seinen Jüngern? »Des Menschen Sohn wird gekreuziget und getötet werden. Aber am dritten Tag wird er auferstehen.« Der tränenreiche Sabbat war vorüber. Am Sonntag frühe, — freundliche Morgensterne mögen am Himmel gestanden sein — im Schimmer der freundlichen Morgensterne gingen einige fromme Frauen, Freundinnen und Verwandte Jesu, ebenfalls mit Spezereien hinaus zu dem Grabe. Sie wollten dem teuren Erblaßten auch noch die letzte Pflicht der Liebe antun und ihn einbalsamieren nach der Sitte ihrer Zeit. Unterwegs sprach kummervoll eine zu der andern: »Wer wälzet uns den Stein von dem Grabe?« Aber wie oft will der schwache Mensch noch sorgen, wann Gott schon gesorgt hat?

Als sie in den Garten kamen, war der Stein schon weggewälzt. Das Grab war offen. Es war kein Leichnam mehr darin. Ein Engel saß zur Rechten, gleich einem Jüngling, in einem langen, weißen Gewand. Vor seinem Anblick erschraken die Weiber. Der Engel sprach: »Entsetzet euch nicht! Ihr suchet Jesum von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist nicht mehr hier, er ist auferstanden.« Ja, er zeigte ihnen die leere Stätte, wo Jesus gelegen war. »Gehet hin«, sprach er, »und sagt es seinen Jüngern. Was suchet ihr den Lebendigen bei den Toten?«

Der Mensch kann eine große Freude nicht schnell fassen. Ja, die größte Freude selber ist ein Schrecken. Die Frauen flohen mit Schrecken und Freude aus dem Garten in die Stadt und verkündeten den Jüngern, was sie gesehen und gehört hatten. Aber die Jünger glaubten ihnen nicht. Die Rede der Frauen war ihnen wie ein Traum. Wiewohl zwei von ihnen, Petrus und Johannes, gingen selbst hinaus zu dem Grab und fanden es, wie die Frauen gesagt hatten. Die Leinwand, in welche Joseph den Erblaßten gewickelt hatte, lag beisammen an einem Ort. Ein Tuch, welches ihm um das Haupt gelegt war, lag nicht bei der Leinwand. Es war besonders zusammengelegt an einem eigenen Ort.