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4. Die Weisen aus Morgenland.

Es kamen auch, von Gott ermahnt, mit kostbaren Geschenken weise Männer aus Morgenland, aus einem entfernten Lande, nach Jerusalem und fragten: »Wo ist der neugeborne König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenlande und sind gekommen, ihn anzubeten.« Sie meinten, er sei in Jerusalem geboren, wo dazumal der unfromme König Herodes wohnte. Sie dachten nicht anders, als daß ganz Jerusalem werde voll Freude sein; jedes Kind auf der Gasse werde ihnen Rede und Antwort geben können auf ihre Frage. O, wie verwunderten sie sich, als alles so stille war! Es war alles so stille, als wenn nichts geschehen wäre. Wen sie fragten, der wußte nichts von dem neugeborenen Wunderkind. Sie kamen bis vor den König Herodes. Er wußte auch noch nichts. Er mußte erst von diesen landesfremden Menschen erfahren, was den frommen Hirten die Engel verkündet hatten, und die Nachricht war ihm auch so nicht erfreulich. Denn als die Weisen nach dem neugeborenen König fragten, erschrak er, der arme Mensch, auf seinem Königsthron! Was den unschuldigen Hirten und dem gottesfürchtigen Simeon und allen frommen Menschen eine Freude war, darob erschrak er. Denn die Gottlosen haben keinen Frieden in ihrem Herzen.

Herodes faßte den verruchten Gedanken, er wolle das Kindlein töten lassen, daß es ihm nicht einst seine Krone nehme. Zu dem Ende fragte er zuerst die Priester und Schriftgelehrten, ob sie ihm nicht könnten sagen, wo Christus sollte geboren werden? Sie antworteten ihm: zu Bethlehem; denn also sei geschrieben durch den Propheten Micha. Hierauf schickte er die Weisen nach Bethlehem und sprach zu ihnen mit tückischer Verstellung, sie sollten sich ja sorgfältig nach dem Kind erkundigen, und wenn sie es gefunden hätten, sollten sie ihm wieder Nachricht geben; er wolle auch kommen und es anbeten. Die Weisen kamen nach Bethlehem und fanden das Haus, worin Jesus lag, und freuten sich sehr, die geraden und frommen Männer. Sie knieten vor dem Kindlein nieder und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhen. Als sie aber ihren Heimweg wieder antreten wollten, warnte sie Gott, daß sie nicht nach Jerusalem zurückkehrten. Sie zogen anf einem andern Weg wieder in ihr Land. Darüber erzürnte sich der König Herodes und fürchtete sich so sehr vor dem unschuldigen Kinde, daß er den grausamen Befehl ergehen ließ, alle Kinder in Bethlehem zu töten, die zwei Jahr alt und jünger wären, damit er das rechte gewiss nicht verfehlen möchte.

Aber der Menschen Grausamkeit und List vermag nichts gegen Gott. — Denn wo war damals das Kind Jesus und seine Mutter und sein Pflegvater Joseph? In Bethlehem nicht mehr, auch nicht mehr im Lande Juda, sondern in Ägypten. Denn dahin hatte sie Gott gehen lassen, daß das Kind gerettet würde. — Als aber Herodes, der Blutdürstige, gestorben war, kehrten sie wieder zurück in das Land und wohnten von der Zeit an wieder in Galiläa, in der Stadt Nazareth.