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33. Von den Arbeitern im Weinberg.

Es ging ein Hausvater am Morgen aus, daß er Arbeiter mietete in seinen Weinberg, und ward mit ihnen eins um einen Groschen zum Taglohn und sandte sie also in den Weinberg. Er ging wieder aus um die dritte Stunde des Tages und sah andere auf dem Marktplatz müßig stehen. Zu denen sprach er: »Gehet ihr auch hin in den Weinberg! Ich will euch geben, was recht ist.« Ein Gleiches tat er um die sechste und um die neunte Stunde. Endlich um die eilfte Stunde des Tages ging er aus und fand noch einige müßig stehen. Er fragte sie: »Was stehet ihr hier den ganzen Tag müßig?« Sie antworteten ihm: »Es hat uns niemand gedinget.« Auch zu diesen sprach er: »Gehet in meinen Weinberg, und was recht ist, soll euch werden.«

Am Abend um die zwölfte Stunde des Tags ließ er sämtliche Arbeiter ausbezahlen und ließ anfangen bei den letzten. Diese kamen und empfingen ein jeglicher einen Groschen. Als die ersten kamen, meinten sie, sie würden mehr erhalten; aber sie empfingen auch ein jeglicher seinen Groschen. Darüber murreten sie und sprachen: »Diese haben nur eine Stunde gearbeitet, und du hast sie uns gleichgemacht, die wir des Tages Last und Hitze getragen haben.« Da sagte zu einem von ihnen der Hausvater: »Mein Freund, ich tue dir nicht unrecht. Bist du nicht mit mir eins geworden um einen Groschen? Nimm, was dein ist! Oder habe ich nicht Macht zu tun, was ich will, mit dem Meinigen? Siehest du darum scheel, daß ich so gütig bin?« Das sagte der Hausvater. Bewahre mich, o Gott, vor Mißgunst, wenn du gegen andere gütig bist. Ich will nicht um Lohn fromm sein und deinen Willen tun, mein Gott, von dem ich alles habe!