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2. Die Geburt Jesu.

 Aber in welchem Palast oder Kirchlein wird der Sohn Mariä geboren werden? Wer wird ihm von Zedernholz die Wiege verfertigen und mit goldenem Blumwerk schmücken?

Der römische Kaiser Augustus ließ einen Befehl ausgehen, daß alle Einwohner des Landes sollten geschätzt, das heißt: gezählt und aufgeschrieben werden. Jeder mußte sich in dem Ort seiner Heimat und Herkunft stellen, daß er daselbst aufgeschrieben würde. Demnach begab sich auch Joseph mit Maria, seinem vertrauten Weibe, aus Nazareth, ihrem Wohnorte, nach Bethlehem in Juda, weil sie von dem Geschlechte Davids waren, daß er sich aufschreiben ließe. Es mögen damals viele Leute nach Bethlehem gekommen sein, und war wenig Raum in dem Städtlein. Als aber Maria daselbst war, gebar sie ihren Sohn und fand keinen Raum, wohin sie ihn hätte legen können, als in eine Krippe. Das war der Palast, in welchem das Kind geboren ward, welches sein Volk sollte selig machen von den Sünden. Denn Gott sieht nicht auf das Answendige.

Es waren in selbiger Nacht Hirten auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten ihre Herden. Zu diesen trat des Herrn Engel, und seine Klarheit umleuchtete sie. Der Engel sprach: »Jch verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird. Denn siehe, euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus der Herr in der Stadt David. Und das habt zum Zeichen: ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen.« Ja, es sammelte sich um sie die Menge der himmlischen Heerscharen; die lobten Gott und sprachen: »Ehre sei Gott in der Höhe, Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen.« — Es mögen wohl die nämlichen Hirten gewesen sein, in deren Eigentum das Kind geboren wurde· Die Hirten gingen eilends nach Bethlehem und fanden Maria und Joseph und das Kind in der Krippe liegend. Da lobten sie Gott und erzählten, was ihnen von diesem Kinde war gesagt worden, und alle, die es hörten, wunderten sich. Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen.

Das ist die heilige Christnacht oder Weihnacht, in welcher Gott den Kindern schöne Gaben schenkt, daß sie sich jährlich ihrer Rückkehr freuen und das Kindlein lieben sollen, das in dieser Nacht zu Bethlehem geboren war. — Manches Kind will fragen: ob dieses der Verheißene sei? Ja, es ist der Verheißene, in welchem alle Geschlechter der Erde sollen gesegnet werden. Der Name des Kindes ward genannt Jesus, welchen er empfangen hat von den Engeln, und heißt soviel als Seligmacher, weil er von Gott zum Retter und Seligmacher der Menschen bestimmt war.