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18. Der Hauptmann zu Kapernaum.
Der Jüngling zu Nain.

Jesus fuhr fort, wohltätige Handlungen zu verrichten an allerlei unglücklichen Menschen.

Es lebte in Kapernaum ein römischer Hauptmann, ein Heide, der einen todkranken Knecht hatte, und hielt seinen Knecht wert. Dieser brave Mann scheute sich, Jesum selbst um eine Wohltat anzusprechen, eben weil er ein Fremder im Lande und ein Heide war. Er hielt sich dessen nicht für würdig und war es doch viel mehr als so manche, die den rechten Glauben haben wollen und doch ihr armes Gesinde in der Krankheit verderben lassen. Er bat daher die Ältesten von der Stadt um ein gutes Wort für ihn. Die Ältesten sprachen zu Jesu: »Er ist es wert, daß du ihm diese Wohltat erweisest. Denn er hat uns lieb und hat uns unsere Schule erbaut.« Ein so schönes Zeugnis gaben diesem Fremdlinge die Juden, die sonst alle Fremdlinge haßten. Jesus, der Menschenfreund, der jedem frommen Gemüt so gut war, ging augenblicklich mit den Ältesten und war schon nahe an dem Haufe des Hauptmanns. Da schickte ihm der brave Mann eilig einige seiner Freunde entgegen und ließ ihm sagen: »Ich bin nicht würdig, daß du unter mein Dach gehest. Du darfst ja nur ein Wort sprechen, so ist mein Knecht gesund.« Er glaubte ohne Zweifel, Jesus würde nicht gerne in das Haus eines Heiden gehen. Diese feine Denkungsart und dieses Vertrauen erkannte Jesus mit Wohlgefallen. Er sprach zu dem Volk, das ihn begleitete: »Solchen Glauben habe ich in Israel nicht gefunden. Aber es werden viele kommen«, sagte er, »von Morgen und von Abend (die nicht von Abraham abstammen) und werden doch mit Abraham, Isaak und Jakob im Himmelreich sein.« Dem braven Hauptmann aber ließ er sagen: »Dir geschehe, wie du geglaubt hast.« Er hatte recht geglaubt. Sein Knecht ward gesund in der nämlichen Stunde.

Einst, als er zu einer Stadt mit Namen Nain kam, eben trugen sie einen toten Jüngling hinaus, den einzigen Sohn einer Witwe, und meinten, sie tragen ihn auf den Begräbnisplatz. Nein, sie trugen ihn nur Jesu entgegen. Als Jesus die weinende Mutter sah, die ihr Einziges und Bestes und Letztes, ihren Sohn, zu seinem Grabe begleiten wollte, jammerte ihn derselbigen. Er sprach zu ihr: »Weine nicht!« Er rief dem toten Knaben zu: »Ich sage dir, stehe auf!«
Da richtete sich der Tote auf und redete, und Jesus gab ihn seiner Mutter wieder.