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2. Die Erschaffung der Menschen.

Als die Erde mit allem Reichtum der allmächtigen Himmelsgüte ausgestattet und für alle Zeiten gesegnet war, sprach Gott: »Laßt uns Menschen erschaffen, ein Bild, das uns gleich sei.«

Gott bildete aus Erde wunderbar den Leib des ersten Menschen und hauchte ihm Leben und Seele ein und nannte ihn Adam, das heißt: »aus Erde entstanden«, damit man daran denke, woher man genommen ist. Adam schaute mit kindlicher Freude in die schöne neue Schöpfung hinein. Gott führte die Tiere zu ihm, und er gab ihnen Namen und freute sich mit ihnen; aber er konnte nicht mit ihnen reden. Sie verstanden ihn nicht, und als er sie alle gesehen hatte, seufzte er, daß er doch allein sei.

Da ließ Gott der Herr einen tiefen Schlaf auf den Menschen fallen, und als er wieder aufwachte, führte Gott ihm eine Jungfrau zu, die seines Fleisches und seines Gebeins war, und er erkannte mit freudigem Schrecken, daß sie seinesgleichen sei, und als er mit ihr redete, daß sie ihm antwortete. Da legte Gott der Herr ihre Hände zusammen und sprach zu ihnen, wie ein Vater zu seinen Kindern: »Seid fruchtbar und mehret euch, und erfüllet die Erde und macht sie euch untertan. Sehet, ich habe euch alles gegeben.«

Damit hat Gott das erste Menschenpaar, ja, er hat mit ihm das ganze menschliche Geschlecht mit Vatersliebe eingesegnet und den heiligen Bund der Ehe gestiftet. Adam gab hernach dem Weibe den Namen Eva, das heißt: »Mutter der Lebendigen«.

Also vollendete Gott die Schöpfung des Himmels und der Erde. In sechs Tagen, was man Tage nennen mag, vollendete
er sie, und Gott sah an alles, was er geschaffen hatte, und siehe, es war sehr gut. Daher schreibt sich die göttliche Einsetzung, daß der Mensch sechs Tage lang arbeiten soll; am siebenten Tag soll er ruhen, daß der siebente Tag sei ein Dankfest für alle leiblichen Wohltaten Gottes in der Schöpfung und ein heiliger Freudentag.

Gott erweist dem Menschen viel Gutes in einer Woche; denn die Schöpfung ist täglich neu, und ihr Segen dauert in sich selber unaufhörlich fort im Werden und Wachsen, im Nähren und Mehren. Wer nun sechs Tage lang gearbeitet hat, und kann sein Werk anschauen, daß es gut sei, und denkt an Gott, der ihn genährt und gesegnet hat, dem wird der siebente Tag ein stiller und heiliger Freudentag.