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25. Gideon.

 Nach dem Tode des Josua hatten die Israeliten kein gemeinschaftliches Oberhaupt mehr, welches sie in der Kraft des Gesetzes regierte und zum Schutz der Heimat gegen ihre zahlreichen und mächtigen Feinde führte. Auch wurden sie neuerdings abgöttisch. Sie hielten nicht, was sie Josua versprochen hatten. Ihr Herz war noch nicht an Gott gewöhnt.

Aber wenn ihre Feinde an sie kamen, die Moabiter, die Philister, die Midianiter, die Ammoniter, dann kehrten sie wieder um von den Götzen und von ihrem bösen Wesen und beteten zu dem frommen Gott ihrer Väter. Herr, wenn Trübsal da ist, so suchet man dich. Alsdann weckte Gott Helden auf unter ihnen. Diese befreiten sie wieder aus ihren Drangsalen und regierten auch wohl nachher, solange sie lebten, über einen Stamm oder über etliche, wie es kam, und hießen die Richter. Aber es war eine unsichere und jammervolle Zeit. Wo keine rechtmäßige Obrigkeit in einem Lande ist, wo kein Gesetz im Ansehen steht und der Listigste oder Stärkste die Oberhand behält, solchen Zeiten blüht kein Heil.

Die Midianiter und Amalekiter, zahlreiche Randvölker, waren über Israel mächtig geworden. Wann die Israeliten ihre Felder eingesäet hatten; wann die hoffnungsvolle Saat am schönsten stand, kamen die Midianiter aus der Wüste hervor mit Herden ohne Zahl. Die Herden weideten die schönen Saatfelder ab Von der Wüste bis an das Meer, und wann die Feinde wieder heimzogen, nahmen sie auch die Lebensmittel der Israeliten mit, was sie fanden, ihre Schafe und Rinder.

Als die Israeliten sich wieder zu dem Gott ihrer Väter wendeten, weckte Gott durch wunderbare Erscheinungen einen kraftvollen jungen Mann aus Manasse, daß er sein armes Vaterland erretten sollte. Gott kann durch schwache Menschenkraft, die ihm vertraut, große Wunder tun. Dieser junge Held befreite mit einem Heerhäuflein von dreihundert mutvollen Männern das Vaterland von einem zahllosen Schwarm seiner Feinde, und ihr Feldgeschrei und Siegesruf war: »Schwert des Herrn und Gideon!« Die Feinde flohen und ließen unermeßliche Beute zurück. Als Gideon von der Verfolgung der Feinde siegreich wiederkam, wollte ihn das Volk zum König erheben: »Sei Herr über uns, du und deine Nachkommen, weil du uns von der Hand der Midianiter erlöset hast.« Dadurch hätte nach menschlichem Ansehen Gideon seinem Vaterlande noch eine viel grössere Wohltat erweisen können als durch den Sieg über
die Midianiter.

Aber Israel mußte noch schmerzhafter erfahren, was es heiße, ohne Obrigkeit und ohne Gesetze leben. Gideon sprach: »Ich will nicht Herr über euch sein; sondern euer Gott soll Herr über euch sein.« Denn als ihn Gott berief, sein Vaterland zu befreien, ward ihm nichts davon gesagt, das; er sich für diese Wohltat durch die Herrschaft sollte bezahlt machen. Gideon heißt auch Jerubbaal. Er starb in einem glücklichen Greisenalter. Gottesfürchtige Jugend bereitet sich ein gutes Alter. Nach seinem Tod fiel Israel wieder zum Götzendienst ab.