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 Präsidentin der Basler Hebelstiftung
 
Lieselotte Reber-Liebrich verabschiedet

      20 Jahre Ansprachen und mehr...
 

 
20 Jahre lang hielt Lieselotte Reber-Liebrich als Präsidentin der Basler Hebelstiftung ihre niveau- und humorvollen Ansprachen beim traditionellen Hebelfest in Hausen, in denen sie nicht nur überraschende Gedanken, Erkenntnisse und Einsichten vermittelte, sondern auch bewies, dass sie über eine Menge Selbstironie verfügt - eine der Eigenschaften, die an den Baslern (nicht nur während der Fasnacht) so geschätzt wird. Und sie überbrachte Grüße und Geschenke aus Basel, insbesondere für Schüler, Lehrlinge und - Bräute!
 Am 10. Mai 2006 nun wurde sie im Rahmen des Festaktes zur Verleihung des Hebelpreises
offiziell verabschiedet.

Lieselotte Reber-Liebrich freute sich, dass nach ihr nun zum zweiten Mal eine Frau das Präsidentenamt der Basler Hebelstiftung übernehmen wird. Gerne erinnerte sie sich an die vielen interessanten Menschen, die sie im Laufe ihrer Jahre als Präsidentin der Stiftung kennen lernte. Besonders wichtig sei ihr aber immer die Auseinandersetzung mit der Nazi-Zeit gewesen, so die Präsidentin, die einen ihrer Vorgänger im Amt, Professor Wilhelm Altwegg, als ein großes Vorbild benennt. Mutig habe sich ihr Vorgänger gegen die Instrumentalisierung Johann Peter Hebels durch die Nazis gewehrt und sei während der Hitlerzeit sogar nach Freiburg gefahren, um sein Anliegen vorzutragen.

Auf der Bühne des Hebelfests gestand Reber-Liebrich nach 20 Jahren im Amt dem Publikum in der Festhalle ihre Ängste hinsichtlich der alemannischen Mundart. „Normale Leute reden Schriftdeutsch bei offiziellen Anlässen", befand sie, "nur um wenig später zu einer Lobrede auf den Dialekt im Allgemeinen und das Alemannische im Besonderen anzusetzen".
Dabei sei doch alles nur ein „großes Missverständnis", so die Präsidentin bei ihrer letzten Ansprache. Als Martin Luther das Hochdeutsche erfunden hat, habe er gezielt nach Wörtern gesucht, die überall verstanden werden. Dialekte deshalb abzuwerten, sei dem Bibelübersetzer gar nicht in den Sinn gekommen. Die sprachbewussten alemannischen Dichter hätten jedenfalls ihre eigenen, originellen Ausdrucksweisen beibehalten und in ihrem Dialekt nach neuen Ausdrucksformen gesucht.
„Das Gegenteil von Vielfalt heißt Einfalt", brachte die Präsidentin der Hebelstiftung ihre Einstellung auf den Punkt. Schlimm findet sie es, einzelne Sprachen gegeneinander auszuspielen. Wiederholt kam Reber-Liebrich auf die Situation in der Schweiz zu sprechen, unterstellte den Eidgenossen eine Heidenangst, den Anschluss an Europa zu verlieren und kritisierte das Bestreben in Kindergärten und Schulen, den Dialekt abzuschaffen. Schließlich forderte sie die Gäste dazu auf, doch einmal das Hebelgedicht „Freude in Ehren", das gemeinsame Schlusslied der Feierlichkeiten, ins Hochdeutsche zu übersetzen, "dann würden die Menschen schon merken, dass die sprachlichen Feinheiten des Alemannischen im Schriftdeutschen nicht gleichwertig wiederzugeben seien!"
 

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